Teil eines Werkes 
Bd. 6, Teil 1, Beih. (1920) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Alfred Götze
Entstehung
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Dahmsdorf. 15

drei Männergräbern(drei Schildbuckel) und einem oder zwei Frauengräbern Gwei Schloßbeſchläge, Spinnwirtel, Glasperle). Es ſind burgundiſche Gräber aus dem 3. Jahrh. nach Chr.

Einige erläuternde Worte erfordert der Runenſpeer: Er iſt aus Eiſen geſchmiedet und beſteht aus einem gedrungenen Blatt, zylindriſcher Schafttülle und beiderſeits je einer hohen Längsrippe; im unteren Teile der Tülle ſteckt ein Eiſenniet mit einem überſtehenden Ende, das entgegengeſetzte iſt an der Tülle abgebrochen. Länge 169 mm, Breite des Blattes 43 mm, der Tülle 22 mm. Die Runen, Zeichen und Ornamente waren urſprünglich mit Silberfäden tauſchiert. Bei der Leichenverbrennung iſt das Stück heftiger Hitze ausgeſetzt geweſen, was die verhältnismäßig gute Erhaltung des Eiſens bedingt hat, während die Silbereinlagen zum großen Teil geſchmolzen und ſtellenweiſe daneben auf der Fläche als Kügelchen angebacken ſind. Die Runeninſchrift läuft, wie aus der Form der Runen hervorgeht, von rechts nach links und iſt zu leſen Ran(i)nga, nach Henning der Name eines Mannes, wohl des Eigentümers der Lanze (altnordiſch rani Eberſchnauze, Raninga alſo der Führer oder Mann des keil­förmigen, Eberkopf genannten germaniſchen Schlachthaufens). Die Zeichen ſind folgende: 1) Vor der Inſchrift ein Kreis(Sonne ). 2) Hinter ihr eine Mondſichel. 3) Rechts ein langgeſtrecktes Zeichen beſtehend aus zwei ungleich langen, ſonſt aber ſymmetriſchen Teilen, die durch eine kurze Linie verbunden ſind. Es iſt eine im öſtlichen Teile der antiken Welt vorkommende Spielart des Symbols für den Blitz. 4) Auf der andern Seite des Blattes links eine durch Roſt teilweiſe zerſtörte Mondſichel, vor beiden Spitzen je drei Punkte. 3) Rechts daneben dicht neben der Rippe eine ebenfalls durch Roſt teilweiſe zerſtörte gerade Linie, die an beiden Enden umbiegt. Anfänglich hatte man die obere, ſtark angegriffene Umbiegung nicht geſehen und die Figur als Peitſche gedeutet; dann, nachdem die Umbiegung feſtgeſtellt war, als Schiff,Sonnenſchiff. Bei der unteren Umbiegung iſt zu beachten, daß fie nur 4 em lang iſt; die ſchein­bare unregelmäßige Verlängerung, die bis zur breiteſten Stelle des Blattes reicht und das Bild einer Peitſchenſchnur vortäuſcht, iſt der Rand einer Roſtblaſe. 6) Auf der rechten Seite des Blattes ein Triquetrum, vor den Spitzen je drei Punkte. 7) Darunter ein Hakenkreuz, ebenfalls mit je drei Punkten vor den Spitzen. Während Hakenkreuz, Triquetrum und Sonnenkreis ſozuſagen international ſind, weiſen das Blitzzeichen Nr. 3, die beiden Mondſicheln Nr. 2 und 4 und das Zeichen Nr. 5 nach einer ganz beſtimmten Richtung. Wie ich im Mannus dargelegt habe, gibt es Seiten ſtücke hierzu wie zu den Zeichen des Runenſpeeres von Suſzyczno, Kreis Kowel , im Bereiche der bosporaniſchen Kultur in Südrußland, von wo ſie ſicher durch Vermitt­lung der Goten nach dem Norden gekommen find. In dem Zeichen Nr. 5 vermag ich nicht ſchlechthin ein Schiff zu ſehen, wenn es von den Germanen auch vielleicht ſo . aufgefaßt wurde, ſondern die Nachwirkung des im Mannus Bd. I, S. 122, Fig. 4a abgebildeten bosporaniſchen, ſchon gänzlich entarteten Blitzzeichens. Wenn dieſes ſowie einige Zeichen des Runenſpeeres von Suſzczno und einer ähnlichen Lanzenſpitze von Jankowo, Kreis Mogilno, nur ſtückweiſe übernommen wurden, ſo ſpricht das dafür, daß zur Zeit der Übernahme die urſprüngliche Bedeutung ſchon ſtark verblaßt war