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Die jüdische Aufklärung : Philosophie, Religion, Geschichte / Christoph Schulte
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Kommentare zu den Kritiken: Lazarus Bendavid 167

Kommentar erläutert allerdings Maimonides mit kanti- scher Begrifflichkeit. Maimon mußte zu diesem Zweck diese Begrifflichkeit ins Hebräische übersetzen. Darum bie­tet Givat HaMore die Erstübersetzung eigentlich aller wichtigen Begriffe aus Kants Transzendentalphilosophie ins Hebräische.

Genau wie sein Freund Ascher wollte Maimon jedoch nicht nur Maskil sein, sondern in der deutschen Aufklä­rung anerkannt werden. Beiden gemeinsam ist die Kritik an der rabbinischen Tradition, die Ascher reformieren will und Maimon in seinem Philosophischen Wörterbuch (1790) und in seiner Lebensgeschichte kritisiert, ablehnt und satirisch verspottet. 262 Beiden gemeinsam ist auch die offene Kritik an Mendelssohn nach dessen Tod. Aus­drücklich wird dieser Generationenkonflikt in der jüdi­schen Aufklärung unter Berufung auf Kants Philosophie ausgetragen.

5. Kommentare zu den Kritiken: Lazarus Bendavid

Lazarus Bendavid, auch ein Berliner Maskil, war der erste und lange Zeit auch der bedeutendste jüdische Kant-Kom­mentator. Er hat nicht weniger als neun Bücher und etli­che Aufsätze über die Philosophie Kants geschrieben. Schon als junger Mann aus betuchtem Elternhaus hatte er mit der Synagoge gebrochen. Nach seiner Übersiedlung 1791 nach Wien, wo er als Hauslehrer arbeitete, wurde er dort zum Propheten Kants und hielt Vorlesungen über dessen drei Kritiken, die 1795/96 ebenfalls in Wien ge­druckt wurden. Da Kant als zu revolutionär galt, wurde Bendavid 1797 polizeilich aus Wien hinauskomplimen­tiert und kehrte nach Berlin zurück. Dort wurde er 1806 Direktor der jüdischen Freischule, die 1778 von Friedlän­der und Itzig gegründet worden war und im Rahmen der bürgerlichen Verbesserung der Juden für die Erziehung, Bildung und Aufklärung mittelloser jüdischer Kinder sor-