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Ausländskorrespondent und Arzt in Paris
zösischen Politik, von deren Verfassungskrisen bis zu deren großen Skandalen: Der putschverdächtige General Boulanger, der Panama-Krach und die Dreyfus-Affäre halten Europa in Atem und bringen die Dritte Republik mehr als einmal an den Rand des Krieges mit Deutschland. Als langjähriger Ausländskorrespondent eines wichtigen Blatts des deutschen >Erbfeindes< lernt Nordau daher auch wichtige Politiker persönlich kennen, zeitweise präsidiert er sogar dem Club der Auslandspresse. Vor allem jedoch erweitert sich sein Bekanntenkreis und sein Themenhorizont über den von Künstlern, Boheme und Flaneursbeobachtungen hinaus. Er wird, nicht nur aus seiner Bewunderung für Bismarck heraus, sondern als Kenner der Dritten Republik ein weltanschaulicher Vertreter von »Realpolitik«. Diese vertritt er später dann auch innerhalb der zionistischen Bewegung.
Der Krieg der Millionen
Ab dem Frühjahr 1881 muß Nordau neben seinem journalistischen Broterwerb im weiteren Verlauf des Jahres ständig an verschiedenen Projekten gearbeitet haben. Er bereitet seine Dissertation vor und schreibt sein drittes Bühnenstück: Der Krieg der Millionen. Das erste, eine Komödie mit dem Titel Es war in Paris war Manuskript geblieben und ist verlorengegangen, das zweite, die mit dem Kollegen von der Frankfurter Zeitung Ferdinand Gross zusammen verfaßte Komödie Die neuen Journalisten, deren Hauptfigur eine in dieser Berufssparte vollkommen ungewohnte und deshalb Verwirrung stiftende Journalistin ist, wird den Berichten nach 1881 kurz in Frankfurt aufgeführt, aber von Nordau selbst nie auf der Bühne gesehen. 15
Das Trauerspiel Der Krieg der Millionen schließlich findet mit Elischer sofort einen Verleger und erscheint im Frühjahr 1882 im immer noch nicht nach Elischer umbenannten Verlag Bernhard Schlicke in Leipzig. Aber dieses dritte Buch seines Erfolgsautors
15 Vgl. The Idler, IX (February 1896), S. 18; A. Nordau, Erinnerungen, S. 106.