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Ausländskorrespondent und Arzt in Paris
Kopf und der Gestalt, bemerkte, und der erst viele Jahre später mit seinen wundervollen Bildern stillen und bewegten Wassers durchdringen sollte. Zu der Gruppe gehörten auch der Däne Fich, der Gründer und Eigentümer des >Nordischen Telegra- phenbureaus<, der Finnländer Maler Ebelfelt, der trotz seiner schwedischen Muttersprache mehr Pariser und unter dem Montmartrefirnis russischer Edelmann als Skandinavier war, und Bildhauer Runeberg, der Sohn des Dichters der »Sagen des Fähnrichs Stab, ferner mein Freund, der damals noch unverheiratete dänische Schriftsteller Richard Kaufmann, dessen Witwe später meine Frau, dessen Kinder meine Stiefkinder werden sollten.
Richard Kaufmann hauste in einer ungeheuren, durch zwei Stockwerke gehenden Malerwerkstatt, die weit und hoch wie das Schiff einer Kathedrale und wunderlich mit einem gotischen Altar, mittelalterlichen Heiligenstatuen aus Stein und Holz, einer Kirchenorgel mit vielen Registern und anderem frommen Gerät ausgestattet yjar. Hier machte ich Björnsons Bekanntschaft. (...)
Björnson nahm die Gewohnheit an, mindestens zweimal wöchentlich den Abend bei mir zu verbringen. Er kam gegen 9 Uhr und ging meist nach 11 Uhr, wenn die Unterhaltung ihn nicht bis Mitternacht fesselte, was oft genug geschah. (...) Wir hatten bald entdeckt, daß ihm ein spanischer Wein, den mir ein andalusi- scher Freund aus Jerez de la Frontera geschickt hatte, und ein gewisser Mandelkuchen, die Spezialität eines Zuckerbäckers vom Boulevard des Batignolles, ganz besonders schmeckten, und wir setzten ihm immer den einen und den anderen vor. (...) >Sie entdecken meine Schwächen, < sagte er zu meiner Schwester und drohte ihr lächelnd mit dem Finger. Er war ihr jedoch dankbar, daß sie seinen Geschmack erkannt hatte und auf ihn zarte Rücksicht nahm. (...)
Ich kannte Björnson, als wir zu einander in Beziehung traten, als den Dichter der kernigen Bauerngeschichte >Synnöve So- balkem und des herben, energischen Schauspiels >Ein Fallis- sement<. Damals begannen ihn sittliche und psychologische Probleme zü beschäftigen, die nach dichterischer Gestaltung verlangten. An unseren Plauderabenden wurde vielerlei erörtert: Kunst, Politik, Völkerkunde, selbst Volkswirtschaft, die nicht seine starke Seite war, aber immer wieder kam er auf zwei Gegen-