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Die Schlacht bei Kesselsdorf : Vortrag, gehalten in der Militärischen Gesellschaft zu Berlin zur Feier des Friedrichstages 1904 (mit zwei Plänen in Steindruck) / von v. Lindenau
Entstehung
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Die Schlacht bei Reſſelsdorf.

Dem Gedächtnis König Friedrichs gilt in Betätigung eines alten ſchönen Brauchs die heutige Verſammlung der Militäriſchen Geſellſchaft. Der Feier des 193. Geburtstages des großen Königs ſoll dieſe Abendſtunde geweiht ſein!

Da mag es gewiß jedem zunächſt auffallend erſcheinen, daß ich aus der ſtattlichen Zahl fridericianiſcher Siegestage dieſer Feier die Betrachtung einer Schlacht zugrunde legen will, in der der Königliche Feldherr ſein Heer nicht ſelbſt kommandiert hat, der er nicht einmal beiwohnte, ſondern die der Sieg des Fürſten Leopold von Deſſau iſt.

Wie ihn uns Adolf v. Menzels Künſtlerhand in den Illuſtrationen zur Kuglerſchen Geſchichte dargeſtellt hat, und wie ihn uns auch Wilhelm Camphauſens bekanntes Bild zeigt: Auf dem ſchneebedeckten Felde von Keſſels­dorf vor der Front ſeiner Grenadiere, mit hocherhobenem Degen, den Blick zum Himmel gewandt, in heißem Gebete den Sieg des Allmächtigen er­flehend, ſo ſteht deralte Deſſauer als der Sieger von Keſſelsdorf im Gedächtnis der Deutſchen.

Mit Recht verehren dieſe in ihm einen echten volkstümlichen Helden.

Schon in jüngeren Jahren auf den Feldern von Caſſano, Höchſtedt und Turin als entſchloſſener Führer erprobt, vollbrachte der Schöpfer des preußiſchen Drills gerade hier am Tage von Keſſelsdorf, hochbetagt, nur zwei Jahre vor feinem Tode) das Meiſterſtück ſeines Lebens.

Niemand hat mehr als König Friedrich den Sieg ſeines alten Feld­marſchalls anerkannt. Entblößten Hauptes iſt der König am zweiten Tage nach der Schlacht, am 17. Dezember 1745, dem Fürſten auf dem Schlacht­

*) Der Fürſt ſtirbt am 9. April 1747 zu Deſſau.

v. Lindenau, Schlacht bei Keſſelsdorf.