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Die beabſichtigte Verſammlung des Heeres lag alſo zu der gewollten Verlängerung des linken Flügels der Stellung ſchon an und für ſich un zweckmäßig. Durch den Umſtand aber, daß man zur Schonung der aller dings ſehr angeſtrengten Truppen die Quartiere über einen Raum ausdehnte, der eine Breite von 10 km, eine Tiefe von S km hatte, verſchlimmerte man den begangenen Fehler ganz erheblich. Das wird ſofort klar, wenn man ſich auf der Überſichtsſtizze des Planes II den Unterkunftsraum anſieht.
Berückſichtigt man ferner die Marſchrichtung, aus der namentlich die linke Kolonne des öſterreichiſchen Heeres kam, dann ergibt ſich die Gegend von Potſchappel beinahe von ſelbſt als diejenige, wo man das Heer, unter geringerer Marſchleiſtung, weit beſſer verſammeln konnte.
Ich wende mich jetzt zu der Beſprechung der von Rutowski hinter dem Zſchoner Grunde bei Keſſelsdorf ausgewählten Stellung. Sie iſt in dem Plane II in allen Einzelheiten erkennbar.
Dieſe Verteidigungsſtellung hinter dem Iſchoner Grunde iſt auf ihrem rechten Flügel an der Elbe gut angelehnt. Ihr linker Flügel hat keine Anlehnung, findet aber in Keſſelsdorf einen ſehr ſtarken Stützpunkt. Der Ort beherrſcht gerade in ſeinem Weſtteil das Vorgelände bis auf 600 m. Er geſtattete alſo in der vorausſichtlichen Anmarſchrichtung des Gegners für die damalige Zeit eine ſehr gute Feuerwirkung. Dieſe war auch ſonſt aus allen Teilen der Stellung eine recht gute. Davon habe ich mich perſönlich bei Erkundungen überzeugt, die ich im September des letzten Jahres auf dem Schlachtfelde von Keſſelsdorf vorgenommen habe.
Die Frontausdehnung der Stellung beträgt 7,2 km. Zu ihrer Beſetzung ſtanden 31 000 Mann zur Verfügung, alſo nach heutigen Begriffen ein Armeekorps. Für die heutige Zeit würde dieſe Stärke bei unſeren weittragenden Waffen für dieſe Front auch zu nachhaltiger Verteidigung genügen. Für die damalige Zeit war die Stellung für die vorhandenen Kräfte reichlich ausgedehnt.
Das Fronthindernis des Iſchoner Grundes iſt vor dem rechten Flügel der Stellung von unterhalb Zöllmen ab bis zur Elbe ein außerordentlich ſtarkes. Die Talränder ſind derartig ſteil, daß ſie für Kavallerie ein Bewegungshindernis bilden, von der Infanterie nur in aufgelöſter Ordnung, von der Einmündung des Roitzſcher Baches ab nur kletternd überwunden werden können. Vor dem linken Flügel bilden weder der Zſchoner Bach noch ſeine beiden Quellbäche, der Keſſel⸗ und Brückelbach, ein Hindernis, deſſen Überwindung nennenswerte Schwierigkeiten verurſacht.
Der linke, nicht angelehnte Flügel war daher im ganzen ſchwächer als der rechte. Es war alſo wahrſcheinlich, daß ſich gegen ihn der Angriff richten würde.
Eine Schwierigkeit bot hier der Stützpunkt Keſſelsdorf. Dieſer Ort erhielt, wie es in einer Beſchreibung der Kirchdörfer der Ephorie Meißen