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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
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bald fie aber eine Maus fangen oder ſich wehren will, ſo ſchiebt ſie die Kralle aus der Scheide. Auch ihre Zähne und die Zunge, welche rauh iſt, ſind zum Mäufefang gebildet. Weil die Mäuſe gewöhnlich des Nachts aus ihren Schlupfwinkeln hervorkommen, fo find die Augen der Katze ſo eingerichtet, daß fie auch des Nachts ſehen kann. Man brau t ihr beim Fangen einer Maus nicht zu leuchten, fie hat ihr Licht in den Augen. Am Tage aber ſcheint ihr das Licht der Sonne nicht wohl zu thun; denn fie zieht die Pupille ber Augen ſo eng als möglich zuſammen. Die Katze iſt für uns ein nothwendiges Hausthier, da ſie ein geborner Mäu ſejäger iſt. Es giebt allerdings auch Katzen, welche dieſer Jagd nicht gern obliegen und andre, die ihrer Gier nach Fleiſch und Milch zu ſehr nachgeben. adurch wird dieſes Raubthier oft recht unangenehm und gelehrte Leute haben ſogar ſchon den Vorſchlag gemacht, die, zu vertilgen. Sie dachten eben daran, daß fie zu den Neſtern der Vögel kleitern und daraus Junge und Alte rauben, daß ſie in die Küchen ſchleichen und ſelbſt den Braten nicht verſchonen, der am Mittage den Tiſch zieren und die Familie erfreuen ſollte, daß ſie von der Milch ihren und mei den beften Theil vorweg nehmen, daß ſie ſogar die räuberifche Kralle nach dem Kangrienvogel im aus­ſtrecken. le das iſt nicht zu läugnen und beweiſt, daß die Hauskatze die Natur des wilden Thieres noch nicht abgelegt hat und daß ſie ſich. nur um Haufe hält, weil fie dort für ihre Bedürfniſſe einen günſtigen Ort r Man weiß ſehr wohl, daß fie weniger Anhängkichkeit zum Menſchen als zu dem Hauſe hat, wo man ihr Jagdfreiheit geſtattet und fie belohnt. Wäre man alſo ſicher, der Mäuſe Herr zu werden ohne die Hilfe der Katze, ſo dürfte ſich gegen den Vorſchlag, fie auszurotten, um fo weniger einwenden laſſen, als fie auch noch manche andere igenſchaften bes ſitzt die nicht zu löblich ſind. Wer hätte nicht von Katzenmuſiken ges hört, dieſen Concerten, zuſammengeſetzt aus Miauen, Schreien, Heulen und 5 Und dabei kratzen und beißen fie einander, daß die Haare davon iegen. Widerſteht uns denn auch nicht die Art, wie ſie die gefangenen Mäuschen behandeln? Sie laſſen das arme gefangene Thier laufen und fangen es wieder, ſchenken ihm ſcheinhar die Freiheit und packen es abermals. Dieſes grauſame Spiel ſetzen fie fo lange fort, bis ſich ber kleine Näſcher vor Todesangſt nicht ö. rühren kann. Das iſt boshafte und heim tückiſche Kaßenna tur. Und dieſe zeigt ſich nicht blos gegen ſchwache und kleine Weſen. Wie viele Kinder werden von der Kaße unverſehens ge­kratzt, wenn ſie vergaß, daß ſie ſich geſittet und zahm zeigen ſellte! Daß fe kleine Kinder erſtickt hat, weil fie ſich auf den Hals derſelben gelegt hatte, ift ihr wohl nicht hoch anzurechnen weil ſie es aus Unverſtand that, und daß ſie in ihrem Pelze glühende Kohlen verſchleppte und fo Schadenfeuer verurſachte, das that fie auch nicht mit Abſicht; aber es iſt doch ſchon ſchlimm, wenn jemandem, den man als Hausfreund zu betrachten gewöhnt iſt, ſo etwas Uebles nachgeſagt werden kann. Bedenkt man alles das und dazu noch den Umſtand, daß man das Fleiſch der Katzen nicht eſſen maß o ſcheinen die wirklich Recht zu haben, welche rufen:Fort mit der Kagel

er ſich an der geſchmeidigen Geſtalt und den lebhaften und gelenken Bes wegungen heſonders junger Katzen erfreut, nun, der mag ſie halten, wie man ja Papageien ze, bei ſich duldet, obgleich diefe auch nicht zu den Annehm lichkeiten des Lebens gehören.