Druckschrift 
Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
8
Einzelbild herunterladen

s. Der Löwe.

Dieſes Thier, das zu dem Katzengeſchlechte und der Familie der

Raubthiere gehört, wird wegen ſeiner Eigenſchaften der König der Thiere genannt. Der Bau des Körpers zeichnet ſich durch Ebenmaß aller Glieder und Theile aus, nichts drängt ſich unſchön hervor. Die ſtarken Muskeln geben dem Leibe das Gepräge von Kraft. Der Vorderleib iſt ſtärker als der Hinterleib, die Bruſt breit, der Kopf wie bei allen Katzen dick, faſt vier­eckig. Der gewaltige Rachen zeigt, wenn ihn fein Beſitzer aufſperrt, furcht­bare Zähne. Die Augen ſind lebendig und feurig, zeigen aber auch die Bildung aller Katzenaugen. Der lange Schwanz endet in einer buſchigen Quaſte; auch er zeugt noch von großer Kraft. Die Haare des meiſt fahl­gelben Felles find nur kurz, doch ziert den Hals eine Mähne. Die Länge des Löwen beträgt ohne den Schwanz etwa zwei Meter, ſeine Höhe über einen Meter. Das Vaterland dieſes eben ſo ſchädlichen als furchtbaren Thieres finden wir in Afrika und Aſien, und zwar in den Ländern am Mittelmeere, wie auch am Kap der guten Hoffnung. Dort ſucht er die waldigen Thäler auf, die den Uebergang vom Gebirge zur Ebene bilden; dort ruht er bei Tage in einer Höhle oder im Gebüſche. Steigt aber die Nacht hernieder, dann zeigt er durch ein donnerähnliches Gebrüll an, daß er, der König, auf Raub ausgehen will. Dann erzittert die Thier und die Menſchenwelt. Die Hyänen verſtummen, machen ſich aber bereit, ſeinem Beutezuge zu folgen, uin von den Reſten des königlichen Mahles zu ſpeiſen. Die Affen klettern in die höchſten Spitzen der Bäume, die Antilopen fliehen und die Leoparden knurren im Gefühl ihrer Unfähigkeit, den Kampf mit dem Gewaltigen aufzunehmen. Der Menſch treibt die Heerden in die dornen­umzäunten Gehege bei ſeiner Wohnung. Aber auch dort ſind ſie nicht ſicher. Mit rieſigem Sprunge ſetzt der Hungrige über die Verzäunung, packt ſeine Beute und ſpringt mit derſelben zurück, ehe noch der Menſch wagte, nur zu denken, fie ihm fkreitig zu machen. Und die Jagd auf Löwen iſt gefährlich. Fieber erträgt der Menſch die täglichen Verluſte, ehe er fein eignes Leben aufs Spiel Sept. Und doch hat es kühne Europäer gegeben, welche es ſich zum Geſchäfts machten, dem Löwen nachzuſtellen. Solche Löwenjäger enießen in den Ländern wo ſie ihre gefährliche Liebhaberei treiben, die öchſte Bewunderung. Zum Glück hat durch ihre Bemühungen die Zahl diefer ſchädlichen Thiere ſo abgenommen, daß viele Jagdliebhaber, die ſich ur Löwenjagd nach Afrika begaben, nicht einmal eine Fährte zu ſehen bes ö Die Eingebornen ſind deshalb nicht traurig.

9. Der Löwe.

Dieſe furchtbare Katze heißt nicht mit Unrecht König der Ihiere; ſein Ernſt, ſein ſcharfer, ſprühender Blick, ſetne außerordentliche Kraft und wunderbare Gewandtheil erwarben ibm dieſen Titel. Wenn er des Nachts, auf die Erde geduckt, den Kopf auf die Vordertatzen legend, ſein ſchrecgliches Gebrüll anhebt, fo verſtummt plötzlich das nächtliche Concert der, Thiere: der Affen, der Hyänen, der Schakale, der Wölfe; ſelbſt beherzte Jäger hat es mit einem ſolchen Entſetzen und Grauen erfüllt, daß fie die, Beſinnung verloren, wie erſtarrt ſtanden, ihr Gewehr fallen ließen und unfähig waren, ſich zu vertheidigen. Die Stärke des Löwen iſt ungeheuer. Mit einem