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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
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DE

Schlage ſeiner Tatze oder feines Schweifes wirft er ein großes Thier zu Boden. Er trägt Antilopen und Pferde, über den Rücken geworfen, eine Stunde weit mit großer Schnelligkeit davon, ſo daß ſeine Beute nicht den Boden berührt. Die Löwen gehen hauptſächlich in der Dämmerung und des Nachts auf Raub aus. Am liebſten lauern ſie in der Nähe einer Quelle oder eines Fluſſes im Gebüſch auf die Thiere, welche gegen Abend zur Tränke kommen. Die gewöhnliche Beute des Löwen find junge Büffel, Ans tilopen und Pferde. Menſchen greift er nur an, wenn er gereizt wird oder beim höchſten Hunger. Indeß wird er doch auch dieſen höchſt gefährlich, wenn er einmal nach Menſchenfleiſch durch den Genuß lüſtern gemacht iſt. So wurde eine Reiſegeſellſchaft, als ſie in einer ſchönen Sommernacht ihr Gezelt an einem Gebüſche aufgeſchlagen hatte, plötzlich durch das donner­ähnliche Gebrüll eines Löwen aufgeſchreckt, welcher ſich unvermerkt ſo heran geſchlichen hatte, daß er mit einem Sprunge einen von der Geſellſchaft faſſen onnte. Er packte fein Opfer im Nacken und war mit Blitzesſchnelle davon; im nahen Gebüſch hörte man nur unter ſeinen ſtahlharten Zähnen das Krachen der Knochen. Der Kopf des Löwen iſt nicht rund, ſondern faſt viereckig, feine Bruft breit und ſtark, der Hinterkörper ſchmächtiger. Die Klauen, wie bei den Hauskatzen in Scheiden zurückziehbar, find ſehr ſcharf und ſpitz und haben einen Zoll Länge. Der Körper iſt ohne den Schweif 2 2 Meter lang. Man hat an dem Löwen feine Großmuth und Dank» barkeit gerühmt; die erſtere Figenſchaft aber iſt ſehr zweifelhaft; vielmehr iſt das, was zuweilen ſo ausſieht, natürliche Trägheit, die er vor allen Katzen im hohen Grade beſitzt, oder Ueberraſchung, wenn ihn plötzlich ein lautes Geſchrei oder heftige Geberden ſtutzig machen. Piſtolenſchüſſe ver­treiben ihn, wenn er ſich des Nachts an das Lager einer Karavane heran ſchleicht. Am hohen Mittag liegt er in tiefem Schlaf und iſt zu dieſer Zeit, wenn er durch Geſchrei oder Schießen aus ſeinem Verſteck gejagt wird, am leichteſten zu erlegen.

10. Der Dachs.

Dieſes Raubthier, welches auch bei uns vorkommt, tritt mit der ganzen Sohle des Fußes auf und gehört deshalb zu der kleinen Abtheilung der Säugethiere, welche man Sohlenſchreiter nennt. Er ſteht im Syſteme alſo bei den Bären. Der Dachs wird von der Schnauzen⸗ bis zur Schwanz ſpitze zuweilen 1% Meter lang; feine Höhe iſt dagegen verhältnißmäßig ge» ring. Der Kopf iſt platt und geſtreckt und geht in eine Rüſſelnaſe über, deren Kuppe nackt iſt. Die Augen find ſehr klein und die Ohr muſcheln ragen kaum aus dem Pelze hervor, Die Füße tragen Zehen mit ſcharfen Nägeln, die zum Graben eingerichtet find. Der ganze Körper iſt gedrungen, faſt plump und ſieht aus, als wäre er von oben niedergedrückt. Das Haar des Körpers ſteht nicht dicht, iſt aber lang und ſteif und von dreierlei Farbe: weiß, ſchwarz und gelblichgrau. Auf jeder Seite des Kopfes iſt von der Naſe bis zum Ohr ein ſchwarzer Streifen. Der Dachs gräbt ſich unter der Erde einen Keſſel von 2 4 Meter Tiefe aus, in dem er ſich bei Tage und auch während feines. Winterſchlafes, der nicht lang iſt, aufhält. Zu dieſer Wohnung führen oft zehn Röhren, die er bei ſeinen Aus⸗ und Cingängen benutzt. Er ernährt ſich von jungen Vögeln, Ei­dechſen, Mäuſen, Wurzeln, Beeren und anderen Früchten. Wird der Dachs