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Pferdes. Die Farbe iſt im Allgemeinen grau, nur geht über den Rücken ein ſchwarzer Streifen, der in der Gegend der Schultern von einem Querſtreifen durchſchnitten wird. Dadurch iſt nach Dr. Martin Luther der Eſel von Natur zu einem Kreuzträger geworden. Seine Nahrung beſteht nur aus Pflanzenſtoffen, doch iſt der Eſel genügſamer als das Pferd. Ihm behagen ſogar dürre und ſtachlichte Pflanzen, die alle andern Thiere vers ſchmähen, z. B. Diſteln. Aber reines und weiches Waſſer iſt ihm faſt eine Nothwenbigkeit zum Wohlbefinden. Der Eſel iſt bei uns ein Fremdling, denn er ſtammt aus Äſien, wo er noch heerdenweiſe im wilden Zuſtande vorkommt. Dort iſt er auch lebhafter und wahrſcheinlich auch ſchöner und kräftiger, ſo daß ſelbſt reiche und vornehme Leute es nicht verſchmähen, auf ihm zu reiten. Bei uns iſt es ihm vermuthlich zu kalt. Da er viel ſchwächer und langſamer als das Pferd iſt, fo iſt er bei uns in den gewiß unverdienten Ruf der Trägheit gekommen. Was aber auch in unſern älteren Gegenden ein Eſel werth iſt, das erkennt man erſt in den Gebirgen, wo man{Da faſt ausſchließlich als Reit und Laſtthier benutzt, weil er auf den engen Gebirgspfaden durchaus ruhig und ſicher geht. Er verdient alſo die Verachtung nicht, mit der wir ihn betrachten; mancher, hat vielleicht noch keinen Eſel ge» fehen, aber er verſteht es meiſterhaft, feinen Namen als Schimpfwort zu gebrauchen.
8. Ordnung: Zweihufer oder Wiederkäuer.
An jedem Fuße zwei große, mit Hufen umkhleidete Zehen und meiſt noch zwei kleinere, nich auftretende Afterzehen. Gebiß: 5% Vorderzähne,% Eckzähne(ſelten„), meiſt Ga Backenzähne. Der Magen beſteht aus vier getrennten Abtheilungen: Panſen, Haube, Pſalter, Labmagen. Alle Wiederkäuer find Pflanzenfreffer.(A. Hörnertragende: Antiloße, Gnu, Gemfſe, Rind, Ziege, Schaf. B. Geweihtragende: Hirſch, Reh, Moſchusthier, Renthier, Elenthier. G. Ungehörnte: Giraffe, Kameel, Lama, Vicunna).
22, Das gemeine Rind.
Es heißt auch zahmes Rind und wird nach dem Alter und Geſchlecht Kalb, Stier, Bulle, Kuh und Ochs genannt. Von ihm kommen ſo viele Formen vor, daß ſich über die Größe und Farbe etwas allgemein Zutreffendes kaum ſagen läßt. Die Hörner ſind drehrund, am Grunde wulſtig, an der Spitze, die immer nach außen und nach oben gerichtet iſt, glatt. Am Halte iſt eine Wamme. Der Rücken iſt ohne Höcker. Die Beh aa rung iſt kurz und auf dem ganzen Körper gleichmäßig anliegend. Das Rind gehört zu den wichtigſten Hausthieren, indem es theils als Zugthier, theils zur Milchnutzung, theils feines Fleiſches, Felles und Fettes wegen gehalten und
epflegt wird. Ja ſelbſt fein Koth hat für die Landwirthſchafk eine große Bedeutung, da er als Dünger weit mehr als der des Pferdes geſchätzt wird. Auch die Hörner und ö ſind nicht ohne Werth, da aus ihnen mancherkei Kunftfachen verfertigt werden. Das aus den dazu unbrauchbaren Knochen gebrannte Knoch enm ehl iſt ein geſuchter Düngftoff für den Acker. Als Zugvieh wählt man gern langgeſtreckte Thiere mit ſtarkem Genick, zur Maſt einen großen Schlag. Von einer guten Milchkuh fordert man feine
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