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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
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Magen und an den Füßen zwei Hufe haben. Wie alle Zw eihufer nimmt er daher ſeine Nahrung aus dem Pflanzenreich. Dadurch wird er aber auch häufig ſchädlich; denn er begnügt ſich nicht allein mit dem Graſe und Den Kräutern des Waldes, ſondern er geht auch in die Felder des Land­mannes und verwüſtet dort die grünen Saaten. In kalten Wintern aber verdirbt. Bäume, indem er vor Hunger die ſaftige Rinde abnagt. Dieſem Schaden ſteht aber auch ein Nutzen gegenüber. Die Menſchen ſchätzen fein Fleiſch ſehr hoch und verzehren es als Leckerbiſſen. Die Gerber perarbeilen feine Haut und bereiten daraus ein ſchönes Leder. Der Drechsler benutzt fein Geweih und verfertigt daraus allerlei Kunſtſachen. Daß aber der Werth eines Hirſches nicht unbedeutend fein kann, erſieht man ſchon daraus, daß er drei bis vier Hundert Pfund ſchwer werden kann. Auch die Haut kann nicht klein fein, denn das Thier erreicht eine Lange von zwei bis drei Metern und eine entſprechende Höhe. Trüge der Hirſch nicht als Zierde ein Geweih, ſo würde man ihn am beften mit einem Pferde vergleichen, denn ſein Fell hat eine Farbe, wie die des Pferdes. Im Winter wirft der Hirſch ſein Geweih ab; doch wächſt ihm ſoßort ein neues, das noch einen Zacken mehr als das abgeworfene hat. Mit dieſem Geweih kämpfen die Hirſche ähnlich wie die Zlegen. Sie leben geſellig und bilden größere oder kleinere Rudel.

29. Das Renthier.

Was den Arabern das Kameel, das iſt den Lappen das zahme Ren, nämlich ſein Hausthier. Es iſt ſo groß wie ein ſtarker Hirſch, aber ſein Aeußeres iſt freilich nicht ſo anmuthig und zierlich; denn es hat einen kurzen, Ficken Hals und trägt den Kopf in gebückter Stellung, Das breite, ſchaufel­förmige Geweih dient ihm zum Wegräumen des Schnee, um zu dem Mooſe zu gelangen, welches ſeine Nahrung iſt. Es lebt bis zum Nordkap hin, befindet ſich in der Kälte wohler als in der Wärme und hält ſich auf Den ungehenern Schneefeldern auf, ohne eines Stalles oder der Wartung zit bedürfen. An der Hütte hat der Lappe eine Art Hürde gemacht, in welcher die Renthiere des Tages zweimal gemolken werden. Die Hunde und Hirten treiben die Heerde herbei; es entſteht ein förmlicher Wald von Geweihen; die Kälber umringen die Mütter und erproben ſpielend und ſtoßend ihre Kraft. Das Renthier giebt wenig Milch, aber ſie iſt fetter als jede an­dere und ſehr nahrhaft. Oft ſtreift es mehrere Meilen im Umkreiſe von der Hütte ſeines Herrn herum. Dieſer läuft dann in ſeiner Winterkapuze, welche ihm Kopf und Schultern ganz bedeckt und nur ein Loch für die Augen läßt, zu jeder Stunde und bei jedem Wetter auf ſeinen Schlittſchuhen hinaus, um nach ſeinen Thieren zu ſehen und fie gegen die Wölfe zu ſchützen. Im Winter lebt er in einer Art von Ueberfluß, indem er wöchentlich ein Stück ſchlachtet. Das Renthier giebt ihm S eiſe, Trank, K Zelte, Riemen und Zwirn, iſt fein Laftthier und zieht ihn im Winter über die Schnee­flächen im Schlitten wie im Fluge dahin. Das Renthier hat in jenen Zeiten, wo Deuktſchland ein Urwald von Rieſenbäumen bedeckte, in den rauhen nd mit Moräſten erfüllten Wäldern Deutſchlands mit dem Auerochſen und dem Elennthiere, welche beide ſich heute nur noch im hohen Norden finden, ö während es gegenwärtig die unwirthbaren Polar⸗Ebenen Sibirien? appland, Spitzbergen, Island uud Nordamerika theils gezähmt, theils wild