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9, Ordnung: Vielhufer oder Dickhäuter.
Sie haben an jedem Fuße drei bis fünf Zehen, die mit Hufen umHeidet find. Die Haut iſt dick. Das Gebiß{ft verſchieden, doch find die Backenzähne mit einer großen Kaufläche verſehen, Alle find Pflanzenfreſſer. (Elefant, Tapir, Nashorn, Nilpferd, Schwein, Hirſcheber, Warzenſchwein).
31. Das Wildſchwein.
Es iſt das Urbild der rohen Gewalt und der trotzigen Gewaltthätigkeit. In ſeinem Thun und Treiben vermißt man jenen Zug, der auf ein inneres Leben, auf einen Genuß deſſelben mit Bewußtſein ſchließen ließe. Das Wildſchwein erfreut ſich nicht am ſchönen Walde, wie wir es vom Edel oder Rolhwild annehmen dürfen; für den ſtets verdrießlichen Keiler und die ungekämmte Bache iſt der Wald nur Mittel zum Zweck: er iſt ihnen der große Trog, aus dem ſie ſich nähren, das große Bett, in welches fie ſich einkeſſeln. Die herrliche Eiche wird nicht des erquickenden Schattens wegen aufgeſucht, ſondern nur um ihre Früchte zu freſſen und um an der rauhen Rinde die Gewehre oder Hauer zu wetzen. Das Wildſchwein ö. kein Heim athsgefühl; es quarkirt ſich ohne Umſtände da ein wo ie Bedingungen zu ſeinem Leben vorhanden find: fein Vaterland iſt da, wo es ihm gut geht. Ob Bergland oder Ebene, Sumpfland oder Steingeröll; es iſt ihm ganz gleichgültig, wenn es nur freffen und ſich fühlen kann.— Eben fo ift fein Charakter. Mißmuthig trollt der Keiler dahin; plötzlich äugt oder vernimmt er etwas, was ihm nicht g. was ihn ärgert: auf ſchwillt der Borſtenkamm. Das überaus feine Gehör iſt über die Ge end ſofort klar, aus welcher der verhaßte Schall kam, wie wir an der Stellung feines Kopfes ſehen. Er ſt ht wie eine Bildfäule und überlegt, was er thun ſoll. Da trollt er hin nnd oft erſt nach einer Meile und weiter hält er an. So that er heute; morgen paßt eg ihm nicht, davon zu ziehen und er ſtellt ſich ſofort kampfbereit auf, ſchlägt die Gewehre zuſammen und ſcharrt wuthſchäumend den Boden auf. Wehe jetzt dem Hunde, der ihm zu nahe kommt. Er iſt eben unberech en bar, wie die Willkür immer. — Schon aus dieſer kurzen Schilderung leuchten die großen Schwierigkeiten hervor, die ſich der Bekämfung des Schwarzwildes entgegen ſtellen. An keine Dertlichkeit gebunden, ſteckt es heute hier und morgen da; es macht in einer Nacht rottenweiſe Wege von drei bis vier Meilen. Man treibt, wo Sauen geſpürt wurden, ſelbſtverſtändlich die größeren Dickungen ab, überſteht dabei aber ein kleines Feldholz, in welches die ganze Rotte fi im Gänfemarfch eingeſchoben hat, und nun unbekümmert um die in ſeiner Nähe abgehaltene Jägd ruht. Ein andermal dagegen glückt es dem Finder bald, den Keiler zu ſtellen und die Packer heran zu laſſen; dann aber wieder kann eg vorkommen, daß der Keiler davonſtürmt, ſobald er nur Wind von feinem Erzfeinde erhält, und über alle Berge zu fein, ehe die Hunde heran ſind. Durch ſolche Unberechenbarkeit folgt eben die Schwierigkeit der Saujagd und die Möglichkeit, daß von großen Jagdgeſellſchaften nur ein Einziger zum Schuß auf eine ganze Rotte kommt und er in der Beſtürzung meiſt noch vorbei ſchießt. Nach O. v. Bie ſen thal.