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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
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das Amt, welches der liebe Gott ihnen aufgetragen hat. Denn iſt der uns dankbare Pflegeſohn dem Neſte entſchlüpft, hüpft er von Zweig zu Zweig und ſchreit vor Hunger, da kommen ſeine Wohlthäter und bringen ihm emſig Futter, bis er ſelbſt fein Brot ſich ſuchen knn. Ja, jeder kleine Vogel, der in feiner Nähe iſt, ſteckt ihm einen Biſſen in den Schnabel, und er kann ihn

ar nicht oft genug aufmachen.Seht die Vögel unter dem Himmel an. Se ſäen nicht, fie ernten nicht, auch ſammelu fie nicht in ihre Scheuern, und r himmliſcher Vater ernährt fie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr, denn ſie?

40. Der Specht.

Der Specht iſt der Holzhacker und Zimmermann der Vögel. Vier Brüder find es, die alle das gleiche Handwerk treiben. Der größte heißt von feinem ſchwarzen Rode der Schwarzſpecht. Er hat ein feüerrothes Käppchen auf dem Kopfe. Der zweite hat auch eine rothe Kappe, aber ein ſchön grünes Kleid; er heißt daher der Grünfpecht. Die beiden andern dagegen ſind ſchwarz und weiß, als ſei ihr Kleid aus Flicken und Flecken uuſammengeſetzt; einer davon iſt größer, der andere kleiner. Kaum graut er Tag, ſo geht es an die Arbeit; wo die älteſten und ſtärkſten Bäume ſind, im dichten, finſtern Walde, da iſt ſeine Werkſtatt. Mitten am Stamme klammert er ſich an der rauhen Rinde feſt. Zwei von ſeinen Zehen hält er nach vorn und zwei nach hinten. Die Nägel an denſelben find ihm von großem Vortheil. Sein Schwanz iſt ziemlich kurz, und die Federn, die denſelben bilden, find ſteif und hart; denn er muß ihn zugleich als Stühlchen, auf dem er auf der Borke des Baumes feſtruht, benutzů n. Sein feſter Schnabel iſt ſeine Axt; daher iſt er ganz ähnlich einem Keile, wie ibn der Holzhauer in den Baumſtamm ſchlägt; nur iſt er vorn zugeſpitzt. Da pickt er denn nun durch die Borke und zieht die Käfermaden hervor, die in ihr wohnen. Dieſe leben manchmal zu Hunderten in einem Stamme und zernagen ihn ſo, daß die Aeſte abſterben und die Knospen verwelken. Der Obſtgärtner und der Forſtmann ſehen dieſe verborgenen Borkenkäfer nicht eher, bis ſie am Abſterben des Baumes den Schaden erkennen; dann iſt es aber zu ſpät. Da kommt ihnen nun der Specht zu Hülfe. Sein kräftiger Schnabel ſpaltet das märbe Holz, und fingerlange Splitter fliegen umher, Plötzlich läuft der Specht auf die andere Seite des Stammes; hier beguckt er genau jedes Ritzchen. Warum? Meint er vielleicht, das Loch ehe ſchon durch den Baum durch? Nein; die Würmer erſchraken vor dem . und Hacken und flohen auf die andere Seite des Baumes; die will er jetzt dort herausholen. Seine Zunge iſt lang und dünn, dabei hart und ſo ſpiß wie eine Nadel; damit fährt er in die Wurmlöcher hinein und holt die Maden heraus, die er um fo beſſer faſſen kann, da die Zunge wie ein Pfeil mit vielen keinen Widerhaken verſehen iſt. Die großen, tiefen Löcher, die der Specht in die Bäume einhaut, kommen andern kleinen Vögeln ſehr zu ſtatten. Meiſen, Staare und Kleiber benutzen ſie als Wohnungen, und der letztgenannt klebt mit Lehm ſo viel von der großen Oeffnung zu, daß nur eben noch Platz genug, um ſelbſt durchzukommen, bleibt. So iſt der Specht recht eigentlich der Vögel Zimmermann. Er hackt auch für ſein eignes Neſt ein wohl zwei Spannen langes Loch ſchräg in den Baum, und

nachdem er alle Späne vorſichtig vom Baume weggetragen hat, damit kein

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