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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
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den Meeresgrund bewohnen und die man Polypen nennt. Viele Korallen gleichen ihrer äußern Geſtalt nach kleinen Bäumchen oder Sträuchern, andere mehr einer Diſtel, einem Fächer. Die meiſten ſind von weißlicher Farbe und ſehen einem bereiften Zweige gleich; andere ſind von der ſchönſten rothen Farbe, wie die edle Koralle und die des rothen Meeres, das von ihr feinen Namen haben ſoll. Aber alle find meiſt mit ſehr kleinen Zwiſchen­räumen verſehen, welche den kleinen Baumeiſtern zur Wohnung dienen. Die Korallen reihen ſich an einander an, verzweigen ſich in einander und bilden durch den fortgeſetzten Bau nach und nach große Riffe und Bänke. Die Korallenbänke dehnen ſich oft weithin aus, ja fie bilden ſogar Inſeln. Denkt man daran, daß dieſelben von einem kleinen, unbedeutenden Thierchen herrühren, ſo vermag wohl kaum Etwas unſer Erſtaunen und unſere Vere wunderung in höherem Grade zu erregen, als eber ſe Erſcheinung. Der Polyp ſchafft blos unter dem Waſſer; die K bänke erheben ſich daher nie über den Meeres ſpiegel außer zur Zeit der Ebbe, wo ſie als dürre, rauhe und durchlöcherte Felſen zum Vorſchein kommen. Wenn nach eintretender Fluth das Waſſer ſie wieder beſpült, ſo bietet ſich ein äußerſt interreſſantes Schauſpiel dar. Millionen von Polypen in den verſchiedenſten Geſtalten und Farben drängen ſich alsdann aus den unzähligen Oeffnungen der Korallen hervor und das ganze Gebäude ſcheint zu leben. Haben die Korallen die Höhe erreicht, in welcher der Polyp dem Beſpülen des Meeres nicht mehr ausgeſetzt iſt, ſo wird das Werk auf den Seiten fortgeſetzt, und andere Theile ſteigen nach einander auf, bis fie die naͤmliche Höhe erreichen. Auf ſolche Weiſe und durch ſolche unſcheinbare Mittel wird zuletzt ein feſter

Fels erzeugt. Auf dieſen führen die Wellen Sand, Schlamm und verwefte Seepflanzen, welche Flechten und Mooſe in ſich aufkommen laſſen. Mit dem Verweſen dieſer Gewächſe wird der Boden immer mehr erhöht und verbeſſert, ſo daß immer vollkommenere Pflanzen, ſogar Bäume und Sträucher darauf fortkommen können, die jährlich durch das Abfallen ihrer Blätter die J des Bodens noch förtſetzen können, bis zuletzt die

Inſel in einen Wohnplatz für Menſchen umgewandelt iſt Da die Kos rallen ſich nie über den Meeresſptegel erheben, o werden ſie ſelten von den Schiffern hemerkt und machen daher in jenen Meeren, in welchen ſie ſich häuftg vorfinden die Schifffahrt äußerſt gefährlich. Schon manches Schiff ging an dem Gehäuſe eines der unſcheinbarſften Thiere in Trümmer

Zwölfte Klaſſe: Aufgußthiere, Infuſorien.

Die meiſten ſind nur durch Vergrößerungsgläſer ſichtbar; ſie leben in Flüſſigkeiten, in welchen organiſche Stoffe faulen. Sie werden meiſt nach der Geſtalt benannt, daher Räder, Glocken, Kugel, Walzen», Pantoffel Sonnenſchirm-⸗Thierchen. Ihre Vermehrung geht in faſt undenkbarer Ges ſchwindigkeit vor ſich: ein Stabthierchen vermehrt ſich in 48 Stunden zu 8 Millionen, ein Pantoffelthierchen in 7 Tagen zu einer Million. Die Panzer von 41,000 Millionen Stabthierchen bilden einen Kubitzoll des Biliner Polierſchiefers. Die Lüneburger. hat zum Untergrunde eine Schicht . Infuſorienerde; auch Berlin ſteht zum größten Theil auf einem folchen

ager.