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89. Das Wieſenſchaumkraut.
Das Wieſenſchaumkraut hat ſchöne, weißliche oder röthliche Blüthen. Jede Blüthe beſteht aus vier Blättchen, welche ſich kreuzweiſe ſtehen. Dieſelben ſtecken in einem Kelche, der ebenfalls vier Blättchen b ſitzt, welche ein Kreuz bilden. Innerhalb dieſer beiden Blüthenhüllen ſtehen ſechs Staubgefäße, von denen zwei kürzer als die übrigen vier find. Eine Blüthe, welche dieſe Form hat, heißt eine Kreuzblüthe Das Wieſenſchaumkraut gehört alſo zu den kreuzblüthigen Gewächſen. Die Frucht, welche aus einer Kreuzblüthe entſteht, iſt immer eine Schote oder ein Schötchen. Das Wieſenſchaumkraut trägt Schoten, weil die Länge der Frucht viel größer iſt als die Dicke. In der Schote befinden ſich die Samenförner. Wenn die Schote reif iſt, dann ſpringt fie von ſelbſt auf und man kann dann in ihr noch eine feine Scheidewand bemerken. Diefe Scheidewand fehlt den Hülſen, die ſonſt Aehnlichkeit mit den Schoten haben. Der Stengel des Wieſenſchaumkrauts iſt aufrecht und glatt. An ihm bemerkt man die Blätter, welche unpgarig geftedert und wechſelſtändig find. Die einzelnen Fiederchen ſind geſtielt, rundlich und länglich. ie Wurzel iſt faſerig. Sie hat, wie die ganze Pflanze, einen bitteren Geſchmack. Bas Wieſenſchaumkraut wächſt in großer Menge auf feuchten Wieſen und blüht im April und Mal. Es fiehl dann aus, als wären die Wieſen wie mit Schaum bedeckt, und davon hat das Pflänzchen ſeinen Namen erhalten. Von feinem Nutz en iſt nicht viel befonderes zu ſagen; doch wird es vom Vieh nicht verſchmäht.
90. Der Rübſen. Brassien Wapens.
Die Pflanze, von der wir reden, führt in den verſchtedenen Gegenden Gegenden Deutſchlands fo verſchiedene Namen, daß man nie recht wiſſen kann, welche Pflanze man meint. Dieſer Uebelſtand tritt bei faſt allen deutſchen Benennungen hervor und die Gelehrten haben ſich deshalb dahin geeinigt, feder Pflanze einen lateiniſchen oder griechtſchen Namen zu geben, ber alſo für alle Gegenden in Deutſchland, ja fogar für alle Lander der Erde gilt. Der Franzoſe, Engländer, Italiener, Deutſche 2c. weiß nun, daß er es bel Brässica Näpus mit der Pflanze zu ö. welche der Deutſche Raps, Reps, Rips, Rübſen, Rübſenreps, Kohlreps, Rübenkohl, Rübſamen zc. nennt, Der Rübſen zeigt ung zunä ö eine richtige Wurzel, die ungefähr das Ausſehen einer dünnen Möhre hat; man nennt ſie ,, An der Pfahlwurzel, fo heißt die Hauptwurzel, befinden ſich zahlreiche Äeſtchen und Faſern, die man als Wurzelfaſern bezeichnet. An einer Wurzel ſtehen niemals Blätter, und dadurch unterſcheidet fe ſich vom Stengel. Der Stengel des Rübſen Iſt ö etwa einen Meter hoch und oberwärts etwas fig. Die Blätter find verſchleden geformt; denn die unteren find fiederſpaltkg, die oberen länglich, herzförmig und ſtengelumfaſſend. Alle Blatter ſind blaugrün und kahl; nur in der Jugend. die untern ein wenig behaart. Wer daher eine Pflanze mit behaarten Blättern vor ſich ö. ie er für Rübſen halten möchte, braucht nur die Blätter darauf anzu— aſſen, ob ſie ſich beinahe fettig oder rauh anfühlen. Sicherer aber geht er, wenn er auf den Blüthenſtand achtet. Derſelbe bildet nämlich eine Traube, d. h. die Blätterſtiele kommen an verſchiedenen Punkten des alle
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