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Blüth enſt aub, der bei jeder Berührung davonfltegt. Haben die Staubbeutel des Kätzchens ihren Inhalt verloren, ſo fallen dieſe Kätzchen ab. Die zweite Art der Blüthen muß man ſchon ull einiger Aufmerkſamkeit ſuchen, da ſie wie kleine Knospen ausſehen, die auf der Spitze einen feinen, rothen Federbuſch tragen Dieſe Blüthen bleiben ſitzen und aus ihnen entwickeln ſich die Früchte, die uns erfreuen, wenn ſte im Herbſte reif werden. Wo es viele Haſelſträucher giebt, gehen die Kinder gern in den Wald, um die Haſelnüſſe zu ſammeln und zu knacken; denn ihr Kern{ft ſehr ſchmackhaft. Das wiſſen aber auch die Eichhörnchen und auch die Kinder, welche die Früchte nur unter dem Wethnachtshaume finden. Kluge Kinder beißen die Haſelnüſſe nicht mit den Zähnen auf, erſtens um nicht die Zähne zu beſchädigen, zweitens aber auch, weil fie fürchten, eine ſolche Nuß in den Mund zu bekommen, deren Kern bereits von einem kleinen Käfer aus— gefreſſen iſt. In manchen Gegenden preßt man aus den Kernen Ruß öl, welches beliebt iſt Weniger gern haben die unartigen Kinder die Hafelſtöcke.
104. Die Buche.
Der eigentliche norddeutſche Waldbaum iſt die Buche. Sie liebt ſanft gehobene Flächen und wächſt gern auf den ſonnigen Hügeln, die ſich vor den Höhen des Gebirges hinziehen. Durch ganz Thüringen, in den harzthälern, auf Rügen, im 6ſtlichen Schleswig-Holſtein herrſcht dieſer Baum vor; aber in der ftolzeſten Pracht feines Wächsthums erſcheint er auf den däniſchen Inſeln, namentlich auf Seeland. Unter allen Bäumen iſt er der geſelligſte; er treibt feine Wurzeln nicht tief ins Erdreich, ſondern kreuzt fie mit denen der Nachbarn. So mit verſchlungenen Wurzeln und Wipfeln, trotzt ein Buchenwald den Stürmen und dem Sonnenbrand. Alleinſtehend und ohne allen Schutz erliegt die Buche bald der Witterung. In Jugendkraft, leicht und doch ſtolz, ſteigt der runde Stamm 3 Blatt und dicht umſchließt ihn die ſilbergraue Rinde, nur ſelten mit Moos bewachſen. Aſt und Zweig treten erſt in der Höhe hervor; dort ohen bilden die ſämmtlichen Bäume ein einziges herrliches Gewölbe. Wohl nach dem Vorbilde des Buchenwaldes ſchufen die chriſtlichen Baumeiſter die mittelalterlichen Dome. Das ſtumpf elfßrmige Blatt iſt durch den kurzen Stiel dicht an den Zweig geheftet; der Wind kann daher nicht ſein leichtes Spiel damit treiben, wie mit den Blättern der Pappeln oder Birke. Die Blüthe tritt einige Zeit nach dem Ausbruch des Laubes in, kugelförmigen Kätzchen hervor, und die Früchte fallen im Oktober als glänzend braune Hülle aus einer ſtacheligen Hülle heraus. Ausgewachſen iſt die Buche in 120 bis 145 Jahren. Erſt mit dem ſechszigſten Jahre bringt ‚fie guten Samen hervor. Die Buchnüſſe werden zur Schweinefütterung benutzt; man kann auch ein gutes Oel herauspreſſen. Das Holz iſt zum Brennen und zur Verarbeitung vorzüglich geeignet, Stäbe der Buche p. ten unſere alken heidniſchen Vorfahren zur Weiſſagung zu benutzen; ritzten geheimnißvolle Zeichen darauf ein und warfen fe zu Boden, um dar
aus die Zukunft zu deuten. Daher heißen noch jetzt jene wunderſamen Zeichen, mit denen wir in Schrift und Druck unſere Gedanken darſtellen können, Buchſtaben.