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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
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ihr Haus und ſammeln ihren Wintervorrath. Die Holztaube hat nicht weit davon ihr Neſt und führt ihre Jungen auf dem Aſte aus. Der Marder ſpäht nach Eiern, der Kuckuk ſucht nach Raupen, und die Eule umſchwebt zur Nachtzeik den Stamm und forfcht nach einem Vöglein. Auf dem höch= en Wipfel hat der Adler feinen Horſt und bringt ſeinen Kleinen Rebhühner und Kaninchen zur Speiſe. Auch den Menſch en erweiſt ſich die Eiche gar nützlich. Ihren Ueberfluß von dürren Aeſten wirft ſie den armen Leuten herab, Ein Mütterchen fucht die Eich eln unterm Baume ſorgſam zufam­men. Es wil Eichelkaffee kochen fürs kranke Kind, das davon geſund wird. Der Apotheker fucht die Galläpfel auf den Blättern, macht ſchwarze Tinte daraus und braucht ſie auch zur Arznei. Die Rinde ſchält man nach dem Hervorbrechen der Blätter ab. Ste wird getrocknet und ger mahlen, heißt dann Lohe und dient zum Gerben des Leders, Das Holz bekommt der Zimmermann. Er ſchlägt mächtige Eichenpfähle in den ſumpfi gen Boden und baut darauf das ſchöne, hohe Haus. Ganze große Sto ammt den Kirchen und Thürmen find auf Eichenpfählen aufgebaut. Am Meerezufer fertigen die Menſchen aus Eſchenholz ſtarke Dämme, welche das Land vor Ucherſchwemmung ſchützen. Auch zimmern ſie große Schiffe daraus, die fahren in ferne Länder und bringen Kaffee und Zucker, Thee und Gewürze nach Haufe, Mächtig wirkt die Eiche zu Aller Nutz und Frommen. Sie wird aber auch von Allen hochgeliebt. Sie iſt ein Sinnbild der Stärke, Unſern Vorfahren, den alten, heidniſchen Deutſchen, war ſie ei heiltger Baum. Auch jetz wird fie oft bei Feſtlichkeiten verwendet. Aus ſhren Blättern werden Guſrkanden und Kränze gewunden zum Schmuck des Feſtes. Verdienten Männern ſchenkt man ſilberne Eichenlaubkränze, und fapfere Krieger erhalten Ehrenzeichen mit Eichenlaub geziert, Die Eiche iſt erſt nach 200 Jahren ganz ausgewachſen und wird über 509 Jahre alt. So ein Baum kann alſo viel erleben und hält ſo manchen Sturm aus! Wer kann die Tauſende von Vögeln und andern Thierchen zählen, denen er ſein weites, grünes Haus geöffnet hat? Wo ſind ſie hin? Wo ſind die Menſchen hin, die an dem prächtigen Baume ſich erfreut haben? Er üher­lebte ſie Alle lange, lange, Endlich aber zerſchmettert auch ihn ein Blitz, ſtrahl, oder ein heftiger Windſtoß bricht den ſtolzen Baum, der ſich nicht beugen will, wenn er nicht ſchon früher von der Menſchenhand gefällt wor­den ift. Klein war fein ÜUrſprung. Vor Hunderten von Jahren wurde eine kleine Eichel in den Boden geſenkt. Ein Bäumchen wuchs daraus em­or, das man ohne Mühe mit der Hand hätte ausreißen können. Durch ane Wurzeln aber ſog es die Feuchtigkeit des Erdbodens ein feine Blätter tranken den Thau und den Regen des Himmels, und ſo wuchs er empor zum mächtigen Baume, den der Sturm nicht zu entwurzeln vermag

107. Die Linde.

Die Linde iſt ein hoher, ſtarker VTaum mit ſchöner Krone. Sie erreicht ein Alter von faſt 1000 Jahren. In Deutſchland kommen Linden vor, welche einen Stammumfang von 13 15 Meter haben. Dann hat die Krone gewöhnlich einen Umfang bis zu 200 Metern. Zu einem ſolchen Baume gehören auch große Wurzeln, Die Rinde hat eine dunkelgraue Farbe uud iſt bei alten Bäumen aufgeſprungen. Das Holz iſt weiß und fehr weich. Die Blätter find geſtielt und herzförmig. Sie ſtehen wechſel⸗˖