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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
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ſtändig. In den Winkeln der Rippen findet man auf der unteren Selte bartartige. Der Rand des Blattes iſt ſägezähnig. Die Blüthen der Linde ſtnd gelblich grün. In einem e, Kelche ſtehen fünf Vlumenblätter, viele Staubgeflße und ein Griffel. Merkwürdig iſt das langgeſtreckte Neben oder Deckblatt, aus welchem die Blüthen büſchel­weile hervorkommen. Stehen in einem Büſchel nur zwei oder höchſtens drei Blüthen, fo iſt der Baum eine Som merlinde, ſtehen mehr Blüthen in einem Büſchel, fo gehören fe einer Winterlinde an. Die Frucht iſt eine runde, erbſengroße Kapſel mit fünf Fächern für die Samenkerne. Aus dem Holze ſchnitzt man Löffel, Teller 20. Aus der Linden⸗Kohle bes reitet man 3ahnpulver. Die Blüthen geben einen guten Thee. Die Bienen holen aus ihnen einen wohlſchmedkenden Honig. Die Linde ft ihres ſchönen Ausſehens halber ein beliebter Alleebaum.

108, Der Kirſchbaum.

Derſelbe iſt bei uns nicht heimiſch, ſondern er ſtammt aus Aſten. Er wird bel uns durch Kerns und Wurzelableger vermehrt, doch erhält man bie feinen und beſferen Sorten, deren es bereits eine große Anzahl giebt, wie bei allen übrigen Obſtarten, durch Veredlung. Man hält die Vogel oder Süßkirſche für die Stammart aller Abarten der Herz⸗ und Süß­kirſchen, gleichviel ob ſie gelbe, rothe oder ſchwarze Früchte tragen. Dieſelbe 4ft ein ziemlich verbreiteter Baum, der oft 13 und mehr Meter hoch wird. Die Stärke des Stammes, der mit graulicher, glatter Rinde bekleidet iſt, Darf nur mäßig genannt werden. Von dem Stamme gehen abſtehende und

aufrechte Aeſte aus, Die Blätter ſiud länglich, zugeſpitzt, doppelt- ſäge­zähnig, auf der untern Fläche flaumig behaart, Die Blattſtiele ſind dadurch merkwürdig, daß ſich an ihnen meijt zwei Drüſen befinden. Die großen, ſchneewelßen Blum en ſtehen in Schirmen zu zwei bis fünf und brechen mit den Blättern. hervor, und ne geſchieht dieſes meiſt ſchon zu

Ende April oder Anfang Mat, fo daß der Kirſchbaum von allen Obſtarten am fruheſten blüht. Die Blüthe beſteht aus fünf Blumenblãättern, die 20 und mehr Staubgefäße umſchließen, welche auf dem Kelche ſtehen. Der Kirſchbaum gehört alſo in die zwölfte Klaſſe des Syſtemg von Linné, wo wir auch bie Pflaume, den Weißdorn, die Erdbeere, die Roſe, die Brombeere, die Spierſtaude, den Birn⸗ und Apfelbaum finden. Von den Blüthen der letztgenannten unterſcheidet ſich die Kirſchblüthe gar leicht da­durch, daß in ihr nur ein Griffel, iſt, während die Apfel⸗ und Birnblüthe zwei bis fünf enthält. Dadurch erklärt ſich auch, daß die Kirſche ſtets nur einen Kern oder Stein befitzt, während das Kernhaus der Aepfel und Birnen fünf Zellen zeigt. Der Kirſchbaum bildet mit der Pflaume, Zwetſchge, Pfirſich,. und Schlehe bas Steinobſt, weil in ihnen der eigentliche Samen von einer ſteinharten Schale umgeben iſt. Die Bewohner von manchem Dorfe find durch den Anbau der Kirſchen wohlhabend geworden; denn dieſe Frucht iſt nicht nur roh, ſondern auch gebacken(Kirſchkuchen h und gekocht eine beliebte Speiſe. In manchen Gegenden verſteht man es, daraus angenehme Getränke herzuſtellen, z. B in der Schweiz und im Schwarzwalde das Kirſchwäſſer, Wenn der Kirſchbaum den rechten Standort erhält, er liebt hohe, trockne, lehmige, freie Gegenden ſo ſohnt er die auf feinen Anbau verwendete Mühe reichlich. Auch das Holz