Druckschrift 
Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
94
Einzelbild herunterladen

94

ſind anfangs ſchneckenförmig eingerollt und wickeln ſich bei der Ausbildung auf. Die Wedel des Adlerfarnes find doppelt gefitedert und haben die Form eines Dreiecks. Betrachten wir die Unterſeite eines Wedels, fo be merken wir, daß die Fiederchen nach der Rückſeite zu umgebogen find. Diefer Blattrand iſt wie mit einer Schnur geſäumt, welche bei genauer Betrachtung wie aus ſehr feinen Körnchen zu heſtehen ſcheint. Dieſe linienartig ge­ordneten Körnchen ſind die Fruchthäufchen. Der Adlerfarn trägt alſo feine Früchte auf der Hinterſelte der Wedel Andere Farne zeigen deſelben anders geordnet, z. B. als braune Tüpfelchen. Durch ein ſcharfes Bere ſrößerungsglas ſteht man, daß ein jedes derfelben aus einzelnen Früchtchen eſteht. Dieſelben werden durch ein feines Häutchen, weiches die Frucht hülle bildet, zuſammengehalten; reißt daſſelbe, fo fallen die Samen ab. Dieſe find aber ganz anders beſchaffen, als die der Pflanzen mit deutlichen Blüthen; man nennt ſte deshalb auch Sporen. Nach Linns gehören die Farne in die 24. Klaſſe, wo ſich auch die Pilze, die Mooſe und die Algen vorfinden.

112. Der Fliegenpilz.

Wichtiger als die Jarnkräuter find für uns die Pilze oder Schwämme, da viele von ihnen eine geſunde Speiſe liefern, andere aber wegen des in ihnen enthaltenen Giſtes die Geſundheit ſtören oder gar den Tod herbeiführen, wenn fie genoſſen werden Einer der bekannteſten Giftpilze iſt nun der Fliegenpilz. An ihm erkennen wir ſofort die großen Unterſchiede, die ihn von den übrigen. trennen. Kein Blatt, keine grüne Farbe zeigt

an daß wir es mit einer Pflanze zu thun haben. Graben wir ihn aus, fo finden wir vielleicht einige weiße Fäden; aber es find das keine eigentlichen Wurzeln, denn ſie ſind nicht gleichzeitig mit den übrigen Thellen des Pilzes entſtanden. Man nennt fie deshalb Pilzfäden. Der Fliegenpilz zeigt fer ner einen Stiel oder Strunk, der einen, Körper, den Hut trägt. Der Stiel iſt in der Mitte des Hutes befeſtigt, ſteht ſchön weiß aus und ſpaltet ſich leicht in Längsfafern. Nach J,. bemerken wir eine ihn rings umgebende, herabhängende Haut, welche Ring genannt wird. Unten iſt der Stiel knollig, und die Knolle wieder iſt mit einer ſchuppigen Wulſt beſetzt. Zuweilen{ft der Stiel hohl. Der Hut mißt oft 20 em im Durchmeſſer, Er zeigt ſich aber in Farbe und Geſtalt ſehr verſchieden. In der Regel iſt die obere Seite ſchön roth und mit weißen Schuppen bes ſetzt; doch finden ſich auch gelbliche und braune Fliegenpilze, wie auch ſolche, denen die Schuppen fehlen. Die Geſtalt wechſelt meiſt mit dem Alter des Pilzes. Ganz jung umſchließt der Hut den Stiel und der Pilz ſteht weiß und eiförmig aus; eine weißliche Hülle umſchließt die ganze 6 Wächſt dieſe, ſo zerrelßt die Hülle und bleibt unten an der Knolle als Wulft ſtehen, während die oberen Reſte die bereits erwähnten einzelnen weißen Schuppen auf dem Hute bilden. Der Rand des Hutes iſt anfangs abwärts er en. ſpäter wird der Hut flach, ulegt biegt er ſich nach oben um. Bet feuchter Witterung fühlt ſich die Oberhaut des Hutes klebrig an. Ein Durchſchnitt von oben nach unten zeigt, daß der Hut aus einer weißen, wenig feſten Maſſe beſteht, die man gewöhnlich das Fleiſch des Pilzes nennt. Unmittelbar unter der Oberhaut iſt das Fleiſch roth, dann eht es in's Gelbliche über und wird endlich weiß. Unter dem Fleiſche eren eine Menge weißer Blätter, welche vom Rande nach dem Stiele