Druckschrift 
Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
95
Einzelbild herunterladen

95

zu gerichtet ſind. Viele derſelben erreichen den Stiel, andere hören in der Mitte des Zwiſchenraumes auf. Ferner find die einzelnen Blättchen am Rande am breiteſten; fie nehmen nach dem Stiele zu keilförmig ab. Bei einem recht jungen Fliegenpilze kann man dieſe Blättchen nicht ohne Weiteres ſehen, weil ſte von einem feinen Häutchen, dem Schleier, verdeckt ſind Erſt bei fernerer Entwickelung zerreißt der Schleier; er bleibt am Stiele feſt ſitzen und bildet dann den vorhin erwähnten Ring. Wegen der Blätter, welche der Fliegenpilz und mit ihm ſehr viele andere Pilze zeigen, nennt man alle dieſe Pilze Blätterpil ze. Welche Bedeutung haben nun die Blätter des Pilzes? Sie find die Sporenträg er; denn an der feinen Haut, mit der fie bezogen find, ſitzen die feinen Früchtchen die fo klein find, Daß man fie nur mit ſehr ſcharfen Gläſern erkennen kann. Der Fliegenpilz{ft vom Auguſt bis Oktober in Wäldern zu finden, beſonders aber in 3 welche ſandigen Boden haben. Woher kommt nun fein Name? Wenn Fliegen von einer Milch trinken, in welche Stückchen dieſes Pilzes eingeweicht ſind, ſo ſterben fie. Er wirkt aber auch auf Katzen, Hunde, Tauben, Menſchen ꝛc. tödtlich. Wir dürfen uns daher nicht durch ſein ſchönes Anſehen verführen laffen ihn zum Genießen zu ſammieln. Merkwürdig iſt, daß die Schafe ihn ohne Nachtheil freſſen konnen und daß man in Sibirien aus ihm berauſchende Getränke für Menſchen bereitet. Bei Vergiftungen iſt es rathſam, den Giftſtoff ſogleich durch Brech mittel z. B. warmes. zu entfernen, dann aber die weitere Behandlung des Kranken dem Arzte zu überlaſſen, der ſofort zu holen iſt

113. Das Moos.

Wie ſchwach iſt doch ein Moospflänzchen! Der Fußtritt eines Hogels wirft es um, ein Käfer, der vorbei läuft, ſtößt das einzeln ftehende zu Boden. Darum hat der liebe Gott auch immer große Geſellſchaften, Tauſend und aber Tauſend ſolcher Pflänzchen neben einander wachſen laſſen. Dieſe

flänzchen richten in Geſellſchaft gar Manches aus. Wenn im rauhen erbſt die Bäume ihre gelben Blätker verlieren, dann iſt das Moos am Ten grün und wächſt am beſten. Es fängt die Eicheln und die Nüſſe er Buchen und Haſeln auf und umhüllt fie weich und warm. Die ſtarken Bäume, die im Sommer ſo ſtolz auf das kleine Moos herabſehen, frieren und zittern im Schneegeſtöber. Das weiche Moos kriecht an den Stämmen empor und{ft ein warmes Winterkleid für fie. Die tauſend Käfer des Sommers ſuchten ſich Verſtecke, als der rauhe Herbſtwind kam. Sie krochen inein ins weiche, warme Lager von Moos und ſchliefen da den ganzen angen Winter hindurch. Hier liegen runde Häufchen Spinneneier, dort ähnliche von Schmetterlingen. Hier hat eine Raupe ihr Winterlager aus Ee dort ruht zuſammengerollt eine Blindſchleiche. Jetzt thaut der chnee. Die Tropfen eilen hurtig nach dem Bache.Halt! ruft das

Moos den Flüchtigen zu. Mit ſeinen hundert Aermchen hält es ihrer viele feſtIch habe viele Kinder! ſagt es,die brauchen Morgentrank! Das Moos reicht jedem von ihnen ſein Tröpfchen: der Eichel, der Haſelnuß, den Samenkörnchen von der Flockenblume und vom Vergißmeinnicht. Sie wachen auf und trinken und keimen und das Moos ſchützt die zarten Sproſſen vor dem kalten Märzenhauch. Die Pflänzchen kommen nun allenthalben hervor,