15
des Flachsbaues und der Spinnerinnen. Darum hat man auch der hl. Gertrud einen Spinnrocken in die Hand gegeben und gesagt, am 17. März beißen die Mäuse den Faden ab. Da soll das Spinnen aufhören, denn der Frühling beginnt und mit ihm die Arbeit in Feld und Garten. Denkmäler wie dieses werden gar leicht zu Wahrzeichen einer Stadt, und früher, als es noch keine Wanderbücher gab, fragte man sogar die Handwerksburschen danach. Die Kenntnis der Wahrzeichen galt dann als Beweis, daß der Bursch kein Landstreicher war, sondern in der Stadt auch wirklich längere Zeit gelebt und gearbeitet hatte. Darum kannten früher die Leute ihre Heimat und die Wahrzeichen ihrer Stadt, und es wäre schön, wenn das auch heute noch so wäre.
Otto Monke (Berliner Sagen und Erinnerungen).
14. Die faule Grete.
Im Kastanienwäldchen stehen zwischen der Neuen Wache und dem Zeughause drei Kanonen, die unsere Soldaten den Franzosen in den Freiheitskriegen und 1871 abgenommen haben. Die größte, früher „die schöne Josephine" genannt, stammt vom Mont Valerien bei Paris. Die Berliner aber nennen sie „die faule Grete", meinen, es sei dieselbe Kanone, mit der schon Kurfürst Friedrich die Quitzowburgen beschoß, und lassen sich das nicht ausreden. Otto Monke (Berliner Sagen und Erinnerungen).
15. Der Hackesche Markt.
Der Hackesche Markt hat seinen Namen nach dem Grafen von Hacke, dem Kommandanten von Berlin, erhalten, den Friedrich der Große 1761 beauftragte, dort die ersten Häuser zu erbauen. Denn der Graf wußte da sehr gut Bescheid, weil er dort oft gejagt hatte. Einmal wäre es ihm dabei beinahe schlecht gegangen. Er wollte ein Wildschwein auflaufen lassen; doch brach das Fangeisen ab, und das Tier geriet zwischen die Beine des baumlangen Grafen. In seinem Schreck ergriff er den geringelten Schwanz des wilden Schweines und fiel auf den Rücken des Tieres. So unternahm er einen flotten Ritt, bis er endlich in der Nähe des Spandauer Tores herunterfiel. Die Stelle heißt daher noch heute der Hackesche Markt.
Otto Monke (Berliner Sagen und Erinnerungen).