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Hier suchten sie Schutz gegen den Sturm hinter dem Schilfe und schliefen ein.
Als der Fürst am Morgen erwachte, gewahrte er nahe bei sich einen Kahn; darin saß eine Fischerin, die ein Netz ausgeworfen hatte und sang. Das Mädchen aber war so schön, daß er gar nicht wieder von ihm wegsehen konnte. Als die Fischerin jedoch den fremden, reichgekleideten Mann erblickte, war sie sehr erschrocken und stieß mit dem Kahne vom Ufer ab. Chocus ging ihr nach und sprach so schöne Worte, daß sie dem Mädchen zu Herzen gingen. Sie kam ans Land und dachte den ganzen Tag nicht wieder daran, fortzufahren.
Am Abend aber schifften sie alle drei über den Fluß und landeten da, wo jetzt die Heilige-Geist-Kirche steht. Der junge Fürst hieb mit seinem Schwerte Zweige von den alten Eichen, und sie bauten sich eine Hütte. Dort lebten sie viele Monate in dem schönen Eichenwalde, bis daß Schnee fiel. Da sagte ihr Chocus, wer er sei, und daß sie die Frau des Kruls werden sollte, wenn auch sein Oheim das reichste Königskind für ihn gewählt hätte. Die schöne Fischerin aber war so glücklich, daß sie sich nicht darüber freuen konnte.
Als nun das Moor zugefroren war, ging er über das Eis nach der Burg zu Geltow und gelobte, nach drei Tagen wiederzukommen mit Roß und Gefolge und sie heimzuführen. Als er jedoch in die Burg kam, war der Krul gestorben. Der Kriwe hatte das Volk am Opferstein versammelt und die Zeichen gedeutet: darauf hatte das Volk des Oberkriwen Sohn zum Krul der Haveller gewählt. Der Kriwe aber war bei dem neuen Fürsten in der Burg, und als nun Chocus kam, ließ er ihn in einen tiefen Kerker werfen, ohne Luft und Speise, damit er umkomme. In der zweiten Nacht gelang es ihm aber zu entfliehen, und er kam zu dem Wilzan nach Dragowit. Der nahm ihn freundlich auf und hätte ihn gern in sein Erbe gesetzt; doch fürchtete er den Oberkriwen, der großen Einfluß unter dem Volke der Haveller hatte. Chocus aber schämte sich, zu dem Wilzan von der Fischerin zu sprechen, und wenn er trauerte, glaubte der Fürst, es sei um die verlorene Herrschaft.
Am neunten Tage jedoch konnte er es nicht mehr ertragen vor Angst und Sehnsucht. Er entdeckte dem Wilzan alles, und dieser und sein Gefolge begleiteten ihn zu der Insel an der Havel.