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Wunsches so recht in Sorge ist, so geht er um Mitternacht unter die Linde am Schloß und schaut hinauf nach dem Eckfenster. Scheint dieses dann wie durch ein blasses weißes Licht von innen heraus erleuchtet, so ist dies ein sicheres Zeichen, daß sein Wunsch in Erfüllung gehen wird.
Wilhelm Schwartz (Sagen der Mark Brandenburg).
28. Der steinerne Reiter.
Der Park von Sanssouci hält Ruh' und deckt mit Mondesglanz sich zu.
Beim großen Springborn schimmert hell ein Reiterbild vom Fußgestell.
Doch kaum verkündet Glockenmund
das erste Viertel der dritten Stund',
da regt sich der Reiter; er schwingt sich vom Pferd
und gleitet vom Sockel hernieder zur Erd'!
„karblou, man sitzt sich lahm und krumm!
Schau'n wir uns 'mal im Garten um!"
Er dehnt die Glieder von Marmelstein und schreitet fort im Mondenschein.
Sechs Treppen steigt er empor am Hang und sieht sein Schloß. Dort lag er einst krank, dort kämpfte er den letzten Strauß, dort trug man ihn zur Gruft hinaus.
In eins der Fenster blickt er stumm und denkt: „'s ist heut' ein Säkulum!
Wie schnell im Tode die Zeit vergeht! —
Ob wohl mein Staat noch fest besteht?"
„Halt! Wer da?" ruft der Grenadier, der oben schildert; „was tut Ihr hier?"
Der König lächelt: „Ei, Genoß, der alte Fritz besieht sich sein Schloß!"
Es wird dem Soldaten, er weiß nicht wie; spukt's denn im Parke von Sanssouci?
Er stammelt, indem er präsentiert:
„kardleu! Die Majestät passiert!"
„Lardlen? ... das klingt bei meiner Ehr',