32
es möge sich schützen durch ein Heer, dem stets als Höchstes gilt die Ehr', — das hast du, Schicksal, hold gewährt.
Nun sei Erfüllung auch beschert meinem letzten Wunsch: in alle Zeit blüh' Deutschen Reiches Herrlichkeit!" —
Im Osten glimmt ein Frührotschein.
Schnell huscht der Mann aus Marmelstein hinab die Treppen und eilt behend zum reiterlosen Monument.
Und unbeweglich im Sonnenblitz sitzt wieder im Sattel der Alte Fritz.
Gerhard von Amyntor.
29. König Friedrich und sein Nachbar.
1. Der König Friedrich II. von Preußen hatte acht Stunden von Berlin ein schönes Lustschloß und war gern darin, wenn nur nicht ganz nahe dabei eine unruhige Mühle gewesen wäre. Denn erstlich stehen ein königliches Schloß und eine Mühle nicht gut nebeneinander, obgleich das Weißbrot auch in dem Schlosse nicht übel schmeckt, wenn's die Mühle fein gemahlen und der Ofen gut gebacken hat. Außerdem aber, wenn der König in seinen besten Gedanken war und nicht an den Nachbar dachte, auf einmal ließ der Müller die Flügel der Windmühle los und dachte auch nicht an den Herrn Nachbar, und die Gedanken des Königs störten zwar das Räderwerk der Mühle nicht, aber manchmal das Klapperwerk der Räder die Gedanken des Königs. Der geneigte Leser sagt: Ein König hat Geld wie Laub, warum kauft er dem Nachbarn die Mühle nicht ab und läßt sie niederreißen? — Der König wußte, warum; denn eines Tages ließ er den Müller zu sich rufen. „Ihr begreift," sagte er zu ihm, „daß wir zwei nicht nebeneinander bestehen können, einer muß weichen. Was gebt Ihr mir für mein Schlößlein?" Der Müller sagte: „Wie hoch haltet Ihr es, königlicher Herr Nachbar?" Der König erwiderte ihm: „Wunderlicher Mensch, so viel Geld habt Ihr nicht, daß Ihr mir mein Schloß abkaufen könnt. Wie hoch haltet Ihr Eure Mühle?" Der Müller erwiderte: „Gnädigster Herr, so habt Ihr auch nicht so viel Geld, daß Ihr mir meine Mühle abkaufen könnt; sie ist