rein, als Gott der Herr will, wünscht' ich, daß meine Seele sei. Und so rein möcht' ich in den Tod gehen. Wer's mit mir will, der schlage an. Wer's nicht will, der reite heimlich davon, will ihn nicht sehn, noch je verraten; denn eines toten Mannes Zunge ist still."
Keiner antwortete. Keiner ritt fort. Sie schlugen gegen ihre Schilde. Es war kein Klang, der weit widerhallte; aber ein Klang war's doch, der stählte ihre Herzen. Die Drommeter drüben antworteten. Das tönte anders von Stahl und Eisen, von Zaum und Zügel und Rosseschnauben. Nicht zwanzig Atemzüge vergingen, und die Lanzenspitzen klirrten gegen Panzer und Schild. Aber nach wieder zwanzig Atemzügen machten die Rosse kehrt; wer kämpft gegen den Schnee, der dicht ist wie die Luft, und der heulende Wind treibt ihn durch die Helmgitter ins Auge!
„Gott sei gnädig seiner Seele!" sprach Ulrich Psuel, der hielt den Knappen Kuno in den Armen; von der andern Seite stützte ihn der treue Eisenhardt. Dem Knaben war die Stahlhaube vom Kopf geschlagen, hing blaß mit dem Kinn über auf der Helmberge. Seine goldenen Locken klebten von Blut. So schleppten sie ihn zurück und legten ihn auf einen Stein. Er war der erste gewesen zwischen den Feinden und hatte einen riesigen Mann vom Pferd geschlagen. Da spaltete ihm die Streitaxt den Helm. „Vater," sprach er, da er das Aug' aufschlug, „nun bin ich doch Uchtenhagens Sohn?" — „Bist's", sprach der Alte und drückte seine Hand. Einen Augenblick beugte er sich über ihn, mehr war zum Trauern nicht Zeit. Wer da die Männer gesehen in dem Augenblick, hätte gemeint, es seien Steinbilder, die über Gräbern stehen. Ihres wurde doch erst gegraben. Die müden Krieger falteten die Hände auf das Schwert, und dicker Schnee lagerte auf ihren Schultern.
Da schüttelte sich Dietrich, des Alten andrer Sohn, und faßte Helmeckes Arm, der der zweite Bruder war. Zorn leuchtete in seinem Aug': „Vater, laß uns ihn rächen; ich sah's, wer ihn erschlug." — „Nicht Rache, Sohn!" sprach der Alte. „Wir sind nicht hier um uns. Nicht unser Herz ist hier, nur unsre Pflicht." Wie Ulrich Psuel sah, daß dem Alten das Herz brach, als er so sprach, und neben ihm seine einzigen Söhne, die er liebte und die er anschaute, als wären sie schon gestorben, da winkte er dem