Teil eines Werkes 
1 (1912) Sagen
Entstehung
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tote Männer. Und auf den Trümmern, den Balken und den Leichen lag Schnee, da nur weniger, da handdick, da noch mehr.

Lebt keiner mehr?" sprach der junge Führer.Keiner", antworteten sie. Und nun brach die Sonne vor und leuchtete das weiße Schlachtfeld an. Oben saß noch einer, aufrecht an einem abgebrochenen Stück Mauer. Der Helm war ihm vom Kopf gefallen; das greise Haupt lehnte an der Blende, und über ihm schaute die Jungfrau Maria auf ihn nieder. Der Arm lag matt auf der Mauer, aber den Degen hielt die kalte Hand noch fest. Sein Auge war groß auf, als da er von hier befehligte und acht hatte auf alles, aber es glänzte nicht mehr.Der alte Uchten- hagen!" riefen sie.Einen vollen Beutel dem Meister," rief der junge Graf von Anhalt,wer mir den wackern Krieger genesen macht!" Die hinaufgeklettert, schüttelten den Kopf:Den lasse Gott genesen am jüngsten Tag!"

Da sie ihn heruntertrugeu, hielt der Tote noch immer den Degen fest und ritzte eines Hand, der zu nahe kam.Der ist im Tode noch furchtbar", lächelte ein dritter.Und treu", sprach der Graf von Anhalt.Da floß ein edel Blut hin", sagte er noch.

Die edlen Herrn standen still betend vor ihm. Da rieselte es rot aus dem Schnee vor; denn die weiße Decke hatte das Blut versteckt, das hier geflossen, und itzt hoben sie die Leichen der beiden Brüder auf. Aus deren Wunden kam's. Der Graf von Anhalt zog sein Tüchlein vor und taucht' es in das Blut:Das ist ein köstlicher Quell, der Brunnen der Treue!"

Die Hauptleute trieben die Kriegsknechte an, daß sie den Weg rein machten.So wir die Rosse anspornen," sprach einer zum Grafen,holen wir doch den Ludwig noch ein vor Mittag; denn der Schnee zeigt uns die Fährte zur edlen Jagd."

Nimmer das!" rief der Graf.Seht ihr nicht, daß dieser Mann mit seinem und seiner Söhne Tod das Leben des Bayern erkauft hat? Das ist fein Testament, mit edelstem Blut geschrieben. Das müssen wir heilig halten. Laßt ihn laufen, wohin er mag. Uns liegt ein besser Werk ob, daß wir mit Ehren bestatten, die hier mit Ehren starben."

Da legten sie die Leichen des Vaters und seiner drei Söhne nebeneinander auf Kiefernäste; der Fürst und die Herren schüttelten ihnen die Hände. Auch Ulrich Pfuels Leiche, die war ganz zer­hackt, und die des treuen Eisenhardt und der andern. Dann,