130
Die Frau Markgräfin will allein und ungestört an dem Sarge beten".
Fromm bekreuzte sich der Alte und ging, und Buch blieb mit der Markgräfin allein.
„An einen Sarg wollt Ihr mich führen?" fragte die Fürstin beklommen, nachdem die Schritte des alten Mannes verhallt waren.
„Nicht an einen Sarg, nicht an ein Grab, Frau Markgräfin," antwortete Buch, „sondern an das Mittel zu neuem Leben für unseren gefangenen Herrn. Die Schlüssel zu diesem neuen Leben führe ich bei mir."
„Was sollten aber Eure Worte bedeuten?"
„Der Alte weiß es nicht anders und ist jetzt auch wohl der einzige, der noch davon weiß, daß hier einst eine Jungfrau aus fürstlichem Geblüt geheimnisvoll ihre letzte Ruhestätte gefunden habe. Es mußte so sein, um das Geheimnis zu wahren, das nur zwei Personen kannten, der verstorbene Markgraf Johann und ich".
Buch zündete nun eine Wachskerze an, trat durch die Öffnung in den finsteren Raum und bat die Markgräfin, ihm furchtlos zu folgen. Nach wenigen Schritten schon zeigte sich eine dicke, ganz mit Eisenblech beschlagene und mit starken Schlössern und Riegeln verwahrte Tür. Die Schlüssel führte Buch zwar bei sich, aber nur mit äußerster Anstrengung vermochte er die Tür zu öffnen. Sie betraten nun ein leeres, ziemlich hohes und langes Gewölbe, an dessen Hinterwand wieder eine starke eichene Tür sichtbar wurde. Nachdem auch diese mit großer Mühe geöffnet worden war, zeigte sich, daß das Gewölbe dahinter noch eine kleinere Fortsetzung hatte, und hier stand eine mächtige, sargartige Truhe aus Eichenholz, die mit vielen starken, eisernen Bändern versichert, und, wie sich beim Offnen zeigte, mit starken Schlössern und Schließhaken verwahrt war. In dieser Truhe aber standen viele eiserne Kästchen neben- und übereinander, die sich alle, nachdem Buch sie mit den passenden Schlüsseln geöffnet hatte, bis an den Rand mit Gold und Silber gefüllt erwiesen. Ein Schatz, größer noch als der, welchen der Erzbischof für die Freiheit des Markgrafen gefordert hatte.
Staunend stand die Fürstin; aber überwältigt von der Freude sank sie auf die Knie und dankte in inbrünstigem Gebete Gott