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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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94 Verkürzung der Wochenarbeitszeit

C Verkürzung der Wochenarbeitszeit

Wenn man die Veröffentlichungen zum ThemaArbeitszeit in den deut­schen Tageszeitungen verfolgt, entsteht der Eindruck, als sei die Verkür­zung der Wochenarbeitszeit die wichtigste, wenn nicht die einzige Mög­lichkeit, durch Arbeitszeitverkürzungen die Beschäftigungsprobleme in unserem Lande zu lösen. Die besondere Rolle, welche die Wochenarbeits­zeit in derveröffentlichten Öffentlichkeit einnimmt, dürfte insbesonde­re auf die Haltung der Tarifvertragsparteien zurückzuführen sein, welche in dieser Frage konträre Positionen bezogen haben, die zu harten Tarif­auseinandersetzungen insbesondere im Bereich der Metall- und der Druck­industrie geführt haben.

Obwohl die Experten die Länge der tariflich vereinbarten bzw. effektiv ge­leisteten Arbeitszeit auf die Jahresarbeitszeit beziehen, um z.B. auch den Jahresurlaub oder andere Abwesenheiten zu erfassen, hat die Wochenar­beitszeit bei den Tarifvertragsparteien und auch in der Öffentlichkeit im­mer eine besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Man denke nur an die 40-Stunden-Woche, die vom Deutschen Gewerkschaftsbund bereits 1953 gefordert wurde und mittlerweile in fast allen Tarifverträgen als Re­gelarbeitszeit festgeschrieben worden ist. Nächstes Ziel der Gewerkschaf­ten ist die 35-Stunden-Woche, wobei in den über zwanzig Jahren, die seit 1953 für die tatsächliche Durchsetzung der 40-Stunden-Woche benötigt worden sind, gleichzeitig zu berücksichtigen ist, daß die meisten Arbeit­nehmer den längeren Urlaub oder den früheren Ruhestand einer kürzeren Wochenarbeitszeit vorziehen würden.®*, 85 Andererseits würden viele Ar­beitnehmer weniger arbeiten, auch wenn dies mit Entgeltseinbußen ver­bunden ist. Nach Untersuchungen von Emnid stellt sich jeder Vierte(26 Prozent) als Idealfall ein Wochenpensum von weniger als 35 Stunden vor (vgl. Abb. 31): eine Arbeitszeitdauer, die von den Gewerkschaften für die 90er Jahre erwartet wird.

Die Arbeitgeberverbände befürchten Kostenbelastungen durch eine zu starke Verkürzung der Wochenarbeitszeit, die zu starken Wettbewerbs­nachteilen führen, und weisen darauf hin, daß kollektive Arbeitszeitver­kürzungen in Zeiten permanenten wirtschaftlichen Wachstums(so z.B.

84 entfällt 85 Vgl.S.45d. B.