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Hermann Cohen als Mensch, Lehrer und Forscher : Gedächtnisrede, gehalten in der Aula der Universität Marburg, 4. Juli 1918 / von Paul Natorp
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ewige Aufgabe" ist das schöpferische Motiv seines Systems, sie drückt auch am reinsten sein eignes Wesen aus. Das ist es was den Mitdenkenden an ihn fesselt und nicht losläßt, man muß mit und vorwärts, man schöpft selbst aus der immer neuen Aufgabe immer neue Kraft. Unsere Jüngeren alle sind heute im Vater­landsdienst gebunden; wie lange uns Alten noch zu schaffen ver­gönnt ist, steht dahin. Aber die sachliche Art der Philosophie Cohens bürgt für ihre unzerstörliche Lebenskraft. Seine Pro­bleme können nicht ruhen und sterben, und sie lasten nicht ruhen und sterben. Darum, so schwer sein Heimgang uns trifft, soll doch nicht Klage unser letztes sein, sondern das frohe Bekenntnis zum Glauben an die Unsterblichkeit seines Werkes und das Ge­löbnis, an ihm fortzuschaffen bis zum letzten Atem. Denn es ist zuletzt nicht sein Werk und nicht unsres, sondern das Werk der Menschheit, ja ich wage zu sagen: auch das Werk Gottes.