71 Fünfter Theil, Il. Buch. IL Kap. Von der Stat Perlberg.
den, und in welchen war etwas gelaſſen, etwas wieder gefunden, die aber zuvor alles mitgenommen, haben nichts deſto weniger ihre anfoderungen eben ſo hoch wieder angeſtrenget. Weil auch der Generalwachtmeiſter Graf von Pucheim nicht wohl zufrieden geweſen, daß ſeine leute das vorige mahl weniger, als viel geringere Offizier bekommen: ſo haben ſelbige ietzo deſto mehr anfoderungen gemacht: iſt auch uͤber das in der ganzen Stat alles, ſo in kuͤchen und kellern, auf den boͤden, in den ſcheunen und ſonſten noch übrig geweſen, als der ankommenden truppen ſeinde angezeichnet, und den leuten ernſtlich befohlen worden nichts dabon zu verauͤſſern. Den 3 Nob. komt der Generalwachtmeiſter ſelbſt, laͤſt die beide Burgermeiſter zu sich kommen und befiehlt ihnen, daß die quartiere aller hauͤſer wie zubor wieder ausgetheilet werden ſolten, ihrer, der Burgermeiſter und ſeiner des Grafen beide wirte ausgenommen: bezeuget dabei, daß ſie wohl gethan, daß ſie ſeine leute eingelaſſen, ſonſten die Stat mit gewalt würde eingenommen und alles preis gemacht und keines menſchen fein berſchonet worden; vermeldet auch dem Hauptmann von Rochow, daß er nach wie vor die thore beſetzen, und bis ſein regiment ankommen würde, verbleiben ſolte: die Burgermeiſter hergegen demüͤhtigen ſich, ſo gut fie koͤnnen, klagen ſehr über die vorige groſſe gewalt, und bitten um kuͤnftigen ſchutz, welches auch der Graf ihnen verſprochen, verweiſet ihnen aber, daß bei der vorigen plunderung ſich niemand des Rahts zu der Ge
neralitaͤt hinaus gemacht und huͤlfe begehret
Hatte, welches vor einen trotz und wiederwillen gehalten worden; dieſe aber entſchuldigen ſich, daß niemand ſich nicht einmahl auf der gaſſe, vielweniger vor den thoren hatte durfen(eben laſſen, der nicht ausgekleidet, geſchlagen, und ſonſt aufs haͤrteſte waͤre ges mishandelt worden. Abſonderlich klagen die Prediger, daß ungeachtet fie lalvegarche ges habt, auch dem Regimentsquartiermeiſter 100 rthl. geben muͤſſen, fie dennoch geplüns
dert waͤren worden, welchen der General
wachtmeiſter berſicherung gegeben, daß fie das geld wieder bekommen ſolten, iſt aber nichts weiter erfolget.
Den 4 Nob. kommen die regimenter nach,
und wird die Stat dermaſſen angefuͤllet, daß die pferde an vielen orten in den kammern und ſtuben muͤſſen eingeſtallet werden, worüber auch 3 hauſer in hrannt gerahten, derer
2* 72 zwei iedoch wieder gelöfchet, das dritte aber
zugrunde ausgebrannt, und um nicht wei
zukommen, die nd n n,,. k u
en 5 Nov. iſt die bagage
quetendern ö 1; Stat keine ſtelle gefunden, und ſich. ver der Stat in die Hoſpitaͤlr, ſcheunen gaͤrten und huͤtten aufhalren müͤſſen alle aber fo verwuͤſtet, daß nicht ein fruchtbaren baum übrig geblieben, der nicht wäre zur feuerung niedergehauen worden, Well auch der Hauptmann von Rochow der Bran— denbl. armee folgen muͤſſen, ſo hat der Ge neralwachtmeiſter 300 muſquetirer bon der Kaiſerl. armee kommen und damit die thore beſetzen, die Offizierer aber in die Pfarrhaus fer einquartiren laſſen. Indeſſen enſtand ſo wohl bei den Bürgern als reitern der groͤſte mangel an lebensmitteln, und hatten viel etliche tage lang keinen biſſen broht geſehen, geſchweige dann gegeſſen, laufen alſo die reiter hauͤfig ihre Unter⸗ dieſe ihre Oberoffizier
und Oberſten, und dieſe endlich den Generals
wachtmeiſter an, ſich beklagende, daß ſie ſo gar ledige hauͤſer gefunden, in welchen auch nicht einmahl ſtroh, vielweniger leute zufinden waren, ſtuͤnden aber in den gedanken, es muͤſte alles in die Kirche ſein geſchaft worden, und baͤhten nachſuchen zulafen: welcher dann ſo fort dem Burgermeiſter andeutet, daß dafern etwas von lebensmitteln in die Kirche geſchaffet wäre, ſolches möchte heraus gegeben werden, ſonſten die Kirche wuͤrde geoͤfnet, und alles was auch ſonſten darin waͤre, preis gegehen werden. Dieſe antworten aber, daß fie gerne wolten ge ſchehen laſſen, daß die Kirche durchſuchet und was ‚fie auſſer kleider, betten, und dergleichen an lebensmitteln finden würden, Wege nehmen möchten, wobei er es zwar bleiben, iedoch die Kirche tag und nacht mit ſtarker wache beſetzen laſſen. Bald aber hat ſich ein neut lerm erhoben, indem den 7 Nob. zu abend
durch den gefallenen ſchnee etliche hollziegel auf dem Kirchdache loß worden und auf die unten ſtehende wache gefallen, welches diefe den Bürgern, fo etwan ſich oben verborgen hielten, beigemeſſen, und darauf alle orter
oben und in der Kirche genau durchgeſuchet,
auch etliche kuͤſten geoͤfnet, nachdem ſie aber nichts verdaͤchtiges gefunden, davon abgey laſſen. Endlich iſt den 13 Nob. det auf bruch geſchehen, und damit von neuem den noch uͤbrigen Einwohnern alles vom leibe an kleidern und ſonſten vollends wegen on,
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