Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
Seite
127
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127 Fünfter Theil, Il. Buch. Ill. Kap. Von der Stat Prizwalk.|

zungstage des Magiſtrats gehalten, und den tag vorher durch einen herumreitenden Stat­diener die Buͤrgerſchaft dazu eingeladen wor­den. Worauf ſie ſich auf den Groſſen ſaal auf dem alten Rahthauſe verſammelt, der Magiſtrat darauf ein ordentliches Gerichte geheget, und darin der Buͤrgerſchaft frei­geſtellet ihre angelegenheiten vorzutragen, ſich aber darauf in die Audienzſtuben bege­ben, hieſe hergegen haben ſich zuſammen ge­than, und wann ſie etwas erhebliches zuhaben vermeinet, mit einem ſtein an die eiſerne thuͤre, fo von gedachtem ſaal nach der Au­dienzſtube zugehet, geworfen, welches das zeichen geweſen zulaſſung zubegehren, die ihnen auch muͤſſen verſtattet, und ihr an­

bringen gehoͤret, auch ſolchem geſtalten ſa­

chen nach abgeholfen werden. Und oh wohl dieſe Buͤrſprachen alſchon zu Churfůͤrſt Joa­chim Friedrichs zeiten, ums jahr 1600 durch­gehends aufgehoben worden: ſo ſein fie nichts deſtoweniger zu Prizwalk noch lange beibe­halten, endlich aber durch den rezeß von A. 1690 gaͤnzlich getilget worden; weil ein­mahl ſelbſt ſolche Conventus totius Civita­tis viel unheils nach ſich zuziehen pflegen, und auch Auctoritate publica im anfang die­ſes jahrhunderts von Churfuͤrſt Joachim Friedrich in den Prignitziſchen Staͤten abs geſchaffet und gaͤnzlich verboten ſein. Daß nun auch die Buͤrgerſchaft, auch eine iede perſon derſelben ihre beſchwerden durch die Statberordnete dem Magiſtrat koͤnnen bor­tragen laſſen. Hiermit kann verglichen wer­den, was oben 1. B. J. K. XVI.§. ſ. 57 60. geſagt worden.

Ihre Hauptnahrung beſtehet, wie in vielen andern Staͤten, in Viehzucht, Ak­kerbau und Brauerei. Ehedem iſt auch die Landſtraſſe uber dieſe Stat nach Ham­burg gegangen, dabon der ort auch gute bortheile genoſſen, die aber bei anlegung der

waſſerfahrt durch den Neuen graben ein.

gegangen. ö Die vornehmſte Gilden fein der Tuch­macher, Bekker, Schuſter und Schmie­(de. Auch haben die Schlaͤchter von Lud­wig dem Aeltern auſſer andern freiheiten auch erlaubnuͤs bekommen eine Gilde aufzurichten: Nos Ludbvicus.. prudentihur viri& diſcretis, carnißicibus ciuitatis noſtre Priæ­wal hoc impertiti ſumus heneficium gra­tie ſingularis, videlicet; quod ipſis pecu­des& pecora comparare, ipſas& ipſa macta­re& debite venditioni exponere pro ipſorum voluntatis heneplacito, ſecundum tamen

ritum& morem ciuitatis noſtre Schafen ali

rumque noſtrarum ciuitatum libere ö. leant. Contulimus, dedimus& conec dimus preſentibus omnimodam faculta. tem. Annuentes preterea, vt jpſi gildam

etiam ſecundum communem aliarum nos.

tro rum ciuitatum conſwetudinem inter ſe inſtituant,& quod diccretiores inter ſe pro eiusdem gilde magiſtris& reforibus re. cipiant& aſſumant. Nolentes etiam quod iudei ibidem morantes in carnibus mactandis ſiue vendendis ipſis carnifici­bus quomodolibet preiudicent, ſed quod ipſas rnactent& vendant ſicut ceteri nos. tri iudei in Sehufen& alibi morantes, hac­tenus facere conſweuerunt.;

Daß fie an der Mühle in dem dorfe Strel­kentin 13 ſtuͤk fruſta gehabt, der ſchenkungs­brief aber verlohren gegangen, erhellet aus

eben des Markgraf Ludwigs beſtaͤtigung eines

neuen briefs: Confirmamus sciuibus in

Prizwalg vnam literam ipſis prius ſub nouo

ſigillo datam, ſuper derem& ocio Frufßis in

villa Magna Stregentin& in molendino ibi­

dem, ſitis, pro qua confirmatione dict

ciues nobis dederunt LIlIIl. marcas argen­

ti hrandenburgenſis. De quibus ſatis fe­

ciſſe dinoſcuntur. Es wird dazu geſehet;

Non habent literam, queratur, quis ac­

ceperit pecuniam? Der brief if gegeben

1335 in Tureclo. L. VII. 28. 38. Wor­

aus auch beilaufig zuſehen, daß es damahls

2 doͤrfer Groß und Klein Strekkentin müf

fe gegeben haben, da ietzo, ſo viel man weis, nur eins vorhanden. Jedoch haben die Gil) den nicht mehr ihre wahlſtimmen, ſondern

ſein an derer ſtat die g verordnete aus der

Buͤrgerſchaft, vermittelſt obgedachten re­

zeſſes von 1690 geſetzet.

Die Schutzenbruͤderſchaft hat 1708 ein neues ſchieshaus erhauet, wie aus der über ſchrift an der thuͤre zuſehen:

RefpICe nos De vs aeterne In Cona Mb ty. Mlne noſtro! und zwar unter der aufſicht des obemeldeten Burgermeiſter Kruſemarks, obgleich die Bruͤderſchaft keinen grund oder mittel dazu gehabt. Es iſt aber nachgehends die ganze Schuͤʒenbruͤderſchaft eingegangen, und das

Schützenhaus verkaufet worden.

Sonſt befinden ſich auf dem Rahthauſe noch aus den alten zeiten einige Aüffen bon kriegsrüſtung, als ein helm, bruſtharniſch 3 ganze volſtandige panzerhemden, ein flü­bogen und verſchiedene alte 1 he