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153 Fünfter Theil, Il. Buch. Ill. Kap. Von der Stat Prizwalk. 154
Weil nun aber ſolche wunderbare curen des kindes nur in einbildungen beſtehen ſollen; auch unverantwortlich fein würde, daß die Patienten, welche bon dieſem weit beſchrienen kinde ihre vorige geſundheit zuerlangen vermeinen, nicht durch dieſe cur geholfen, und noch über dis in viele vergebliche unkoſten gebracht werden koͤnnen, wenn dieſen falſch ausgeſprengten wunderkuren nicht gehoͤrig vorgebeuget würde: als werden Ewr. Hoch⸗Edelgebl. mit zuziehung der Adelichen Obrigkeit zu Kehrberg, des Herrn von Winterfeld, ingleichen auch des Herrn Land⸗Phyſici D. Spieſſens, belieben von den auͤſſerlichen und innerlichen kuren des ſogenannten wunderkindes Hohenſteins gruͤndliche erkuͤndigung einzuziehen, die geheilete Patienten fo viel derſelben noch zur ſtelle zu bekommen, zubernehmen, an was für krankheiten oder leibes zufaͤllen ſie laboriret, ob ihnen geholfen worden, und die voͤllige geſundheit continuire.
Was vor mittel dazu gehrauchet, oder wie die kuren geſchehen? ob geld davor genommen wird, auch wie viel, hieruͤber ein Protocollum aufzunehmen, und ſelbiges bald moͤglichſt einzuſchikken. Berlin den 2 Aug. 1734. Die unterſchrift war:
Königl. Preußl. wuͤrkl. Geheimer Etatsund Krieges ⸗Miniſter, und zum Ober⸗Collegio· Medico verordnete Chef, Praeſident,
und Raͤthe S. Viereck, Schmaltz, Horch,
Caritâ, Bergemann, Glokkengieſſer, Kaatzky, Kirſtetter, Zeidler,
An den Herrn Krieges⸗Rath Cramern in der Prignitz.
SBiernaͤhſt ergieng ein Koͤnigl. befehl aus dem Hochprl. Ober Directorio ſo wohl an die Ritterſchaft, als an den Krieges Raht Kramer folgenden inhalts:
„Unſern.. Weilen von dem ſogenannten
Wunderkinde, in dem ohnweit Kyritz belegenen dorfe Kehrberg, und deſſen verrichteten curen, zeithero fü viele nachrichten ein: gelaufen, und wir dahero gruͤndlich und zuberlaͤßig zu wiſſen Verlangen, was es damit vor bewandtnis habe.
Als befehlen wir euch hiermit in gnaden, ſo gleich nach empfang dieſer ordre, mit zuziehung des Kreys Phyſici euch nach Kehrberg zu verfuͤgen, von dieſer ſache genaue und gründliche information ein zu ziehen, ob es an dem ſey, daß dieſes Kind ſo biele veſondere curen verrichtet und von allen umſtaͤndlich citiſſime zu referiren und
des Kreis: Phyſici gutachten zu gleich mit ein zuſenden.
Im fall ihr auch findet, daß hierunter, wie man durchgehends dafür halt, abuſus und betriegereien vorgehen, ſo habt ihr dem werke durch zulaͤngliche mittel alſo fort einhalt zu thun, und der ſachen ein ende zu machen. Seind euch.. gehen Berlin, den 10 Aug. 1734.
Auf Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt allergnaͤdigſten ſpecialbefehl. S. Grumbckow, S. Viereck, v. Viebahn, v. Happe.
An die Prignitziſche Landrauͤhte und den Krieges auch Steuerraht Cramer.,
Dieſem zufolge iſt am 17 Aug. die unterſuchung angeſtellet, und anfangs der vater hervorgefodert und befraget worden, ob re exempel wiſſe von perſonen, welche geſund worden: worauf er ein zeugnuͤs aufgewieſen von dem ſchon gedachten Salzburger, darin ſelbiger meldete, daß er viel jahre an beiden fuͤſſen lahm geweſen, und nachdem er von dem kinde geſtrichen, innerhalb 3 ſtunden die vorhin zuſammen gewachſene glieder ſich dergeſtalt wieder von einander gethan, daß er friſch und geſund hon dannen gehen Fön nen. Die obgedachte Magd Mar. Doroth. Nielbeks wurde gleichfalls bon ihm angefuͤhret, und deren geneſung dem beſtreichen heigemeſſen. Auſſer welchen er kein beiſpiel wuſte von leuten, denen ſo gleich und auf der ſtelle waͤre geholfen worden: haͤtte zwar von andern leuten viel gehoͤret; konne aber von der gewißheit keine verſicherung geben. Auf befragen, ob er geld von den leuten fodere oder nehme: hat er geantwortet, daß er nichts fodere; iedoch nehme, wann ihm was geboten würde, wie ihm dann wohl harte thaler, gulden, piſtolen waͤren gereichet worden. Die magd, welche ſonderlich deßwegen befraget wurde, ob ſie nicht, ehe ſie nach Kehrberg gekommen, gehen koͤnnen, hat es anfangs geleugnet, endlich aber doch zugeſtanden, daß ſie fuͤr freuden, ie naͤher fie an Kehrherg gelanget, ie heſſer ſich befunden. Hierauf if in dem ganzen kreis umher nachricht eingefodert worden, wann ſich etwa beiſpiele finden moͤchten: es iſt aber nirgends her was eingelaufen. Beides der Herr D. Spies und der Herr Landraht, auch Commiſſarius loci haben alſo ieglicher beſonders ihr gutachten von der ſache eingeſchikket, welches dann dahin gelautet, daß aberglaube und hetrug hinter der ſache ſtekke, und demſel
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