251 Fünfter Theil, I. Buch. VII. Kap. Von der Stat Witſtok. 2
Schlos alhie ſolle angefangen haben, und weil Stok auf Wendiſch ein Schlos hieſſe, fo haͤtte er es von feinem namen, Witſtok, d. Witzonis Schlos geheiſſen. Aber Stok heiſſet nicht bei den Wenden ein Schlos, ſondern wie gedachter Frenzelius Etymologic. n. IV. in des Hrn. von Weſtphal Monum. ined. L. II. ſ. 1219, 1220 bezeu⸗get, einen fluß, waͤſſerigen ort, zu⸗ und
abfluß, bruch, welches ſich dann zu dieſer niedrigen und von der Doſſe durchſtroͤmten
gegend, ſonderlich auch zu dieſem ort gar wohl ſchikket, auf welchen die Doſſe losgehet und ſich theilet, und Glinze zu ſich nimt, wie bald folgen wird. Koͤnnte alſo wohl ſein, daß dieſer ort dieſem Herrn gefallen, und ſelbiger ſich daher daſelbſt oft aufgehalten, auch gebauet haͤtte. Daß aber ein Regente dieſes namens unter den Wenden geweſen, beweiſet eine muͤnze, welche bei der Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften noch berwahret wird und dieſen namen ganz Deuts lich zeiget: und wird ſolche gehöriges orts nach ihren umſtaͤnden vorkommen.)
Il. Der anfang dieſer Stat wird von den Geſchichtſchreibern einmuͤhtiglich Biſchof Wilhelmen, funfzehenden Biſchof zu Has belberg, welcher von A. 1219 bis 1244 regieret, beigeleget, wiewohl mit dem umſtand, daß die Stat bor dem an einem andern orte geſtanden, von Biſchof Wilhelmen aber an die ſtelle, wo ſie ietzo ſtehet, gebracht worden. Civitatem Witzſtochk transtulit de illo loco, uhi prius ſita, ad locum ubi nunc eſt ſita. Wie dann auch die bauern des nahe dabei gelegenen dorfs Doſſe annoch der meinung, fein daß Witſtok anfaͤnglich daſelbſt geſtanden, wo ſich ietze ihr dorf befindet: welches auch geſtalten ſachen nach wohl ſein kann, nicht zwar, daß die Stat Witſtok wuͤrklich auf der dorfſtelle zu Doſſe geſtanden, dann dabon iſt keine anzeige bon einigem mauerwerk oder uͤberbleibſeln borhanden: ſondern daß wie die Stat Witſtok erbauet worden, der Biſchof die einwohner zu Doſſe genoͤhtiget, in feine neue Stat zuziehen und daſelbſt als Buͤrger zuwohnen. Dergleichen exempel wir auch in dem folgenden Ill. B. zu Nauen mit den Bauern zu Nykammer, und zu Bernau mit dem ietzo erloſchenen doͤrfern, Lindow, Schmezdorf und Lu(penitz ſehen werden. Weil auch in den damahligen Fer Anhaltiſchen Markgrafen zeie ten die meiſten Staͤte in der Mark mit mauern umgeben worden: ſo mag ſolches
582 auch wohl zu eben der zeit von Biſchof Wi helm hier bei Witſtok geſchehen. il
Ihrer gelegenheit nach lieget fie in einem guten doch ſumpfigen grunde, und wird von einem arm der Doſſe durchfloſſen, welcher durch die Stat gehet, und eine mahlmnͤhle treibet. Der rechte fluß aber gehet um die Stat und nimt unterwaͤrts derſelben die Glinze an ſich, welches kleine flüͤßchen gleich: fals durch die Stat fleuſt und darin eine muͤhle treibet, hernach aber wann es wieder heraus gekommen, ſich mit der Doſſe bereiniget. Wovon in dem IV. Th. I. Abth. Il. K. IV. S. ſ. 988. mehr nachricht zufinden.
Die Mauern ſein noch in gutem ſtande bis auf eine luͤkke unfern dem Graͤper thore. Vor welchen iedoch auch die Stat zur rechten und linken mit zweien waͤllen und drei— fachen graͤben umgeben, auch in dem auͤſſerſten die ſchuͤtzenbahne angeleget iſt. Es iſt auch vor dieſem thore A. 1503 der groſſe zwinger gebauet worden, wie nicht weniger A. 1521 ein ſolcher zwinger vor dem Roͤbelſchen thore, worauf auch zwei geſchüͤtze geſtanden, derer eines Stuͤhrwol, das ander Schimpenich geheiſſen, ſo aber Churfuͤrſt Johann Sigmund mit dem pulver nach Zechlin holen laſſen.
Thore ſein: das Kyritziſche, den weg nach Kyritz hin; das Roͤbelſche, von einer Stat in Meklenburg Roͤbel genannt; und das Graͤperthor von einem holze an der Glinze, welches man das Graͤper holz heiſſet, neben welchem auch ein altes zugemauertes, wie in andern Staͤten mehr befindlich.
Die vornemſte Straſſen ſein: die Burgſtraſſe, ſo bon der Burg oder nunmehrigen Amte herunter gehet, die Marktſtraſfe, von dem poſthauſe her, die Roͤbelſche
ſtraſſe, die Kettenſtraſſe, die Bauſtraſ
ſe. Sonſt liegt dieſe Stat 12 meilen von Berlin, 4 meilen von Ruppin, von pri walk 2 meilen und von Perlberg 5 meilen.
Ill. Unter den offentlichen gebauden dies ſes orts iſt zuborderſt des Schloſſes zuge= denken, auf welchem die Bifchofe zu Havel= berg hof gehalten, und ein anſehnliches ſtarkes gebauͤde geweſen, ießo aber mehrentheils verfallen, bis auf z thuͤrme, derer einer an dem eingange deſſelben annoch in mittelmoͤſſigem ſtande, auch ziemlich hoch und viereffig iſt. Ein ander ſůdwaͤrts, fo ein ſchöner runder thurm, und nordwaͤrts noch einer, wiewohl kleiner, in welchem die Biſchoͤfe ihr ſilberwerk ſollen bewahret ö.