Teil eines Werkes 
Bd. 1 (1751)
Entstehung
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297
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297 Fünfter Theil, IL. Buch vll. Kap. Von der Stat Witſtokk 298

langſamer an den feind gekommen. Ob auch gleich der Feldmarſchal Bannier einen ku­rier abgeſchikket, mit befehl, aufs ſchleunig­ſte anzuruͤkken; ſo gab er doch zur antwort: er wuͤſte ſchon wenn es zeit zukommen waͤre. Ja er lies ſich ſchon vor der ſchlacht verneh­men: es wuͤrde bor Witſtok eben ſo ablaufen wie vor Noͤrdlingen. Endlich und als es mit den Schwediſchen aufs auͤſſerſte gekommen war, fo fing der linke Schwediſche fluͤgel bei anbrechendem ahend an mit dem feinde zu ſchlagen, alſo daß ſich das ſchlachten und wuͤrgen bis in die ſinkende nacht berzog, und lezlich die ſinſternus denen waffen einen ſtil­ſtand auferlegte. Kurz nach ſolchem gaben die Schweden aus a ſtuͤkken die loſung, und als die Kaiſerl. und Saͤchſiſche in erfahrung brachten, wie der Schwediſche hinterhalt nocht nicht einmahl getroffen, ſie hinge­gen an ihrem fusvolke groſſen ſchaden gelit­ten hatten: ſo verlieſſen ſie noch ſelbige nacht die ungluͤkliche wahlſtat, ſezten mit dem fus­volk auf prahmen uͤber die Elbe, und mit der reiterei durch die Havel. Churfl. Durchl. zu Sachſen aber kam mit 400 pferden nach Leipzig; welche flucht aber die Schweden mit anbrechendem tage bemerkten. Darauf ging ihnen der General Stallhans mit etlichen 100 pferden bis nach Werben in die eiſen, und machte auf dem wege noch eine groſſe anzahl nieder, und brachte nebſt treflich er beute 2000 gefangene, 30 ſtandarten und 5 ,. zuruͤkke. Bei ſolchem eil­fertigen aufbruch iſt auch die Churfuͤrſtl. kanzelei und ſilberwagen, wie auch die ſaͤmtl. Kaiſerl. bagage an etlich 1000 wagen im felde ſtehen geblieben, welche erſt von ihnen ſelbſt geplündert, nachmahls aber hon denen Schweden vollends beraubet worden. Auf der wahlſtat eroberte man za ſtuͤlken dar­unter 5 halbe kartaunen, derer 3 mit dem Chur Saͤchſiſchen wapen und a gegen einan­der mit bloſſen ſchwerten ſtehenden wilden maͤnnern, bei welchen zuleſen: Halte feſt du Wilder Mann, was du haſt das laß nicht gan, gezeichnet waren, 6 feldſchlan­gen, J feuermoͤrſer, s petarden, 180 mu­nition- wagen, und eine groſſe menge gras naten und andern kriegesborraht. An fah­nen und ſtandarten, ſo dem feinde abgenom­men worden, zehlete man 152 ſtuͤkke. So weit der Witſtokkiſche bericht. Eine ge­nauere benennung der getoͤdteten oder ge­faͤhrlich verwundeten Offiziers auch erober­ten geſchüͤtzes, iſt in dem cit. J. Ill. Ih. Curop.ſ. 7170 zuſehen.

In dem verlauf der kriegeshaͤndel A. 1675 hat ſich dieſes allbier zugetragen, daß der Schwediſche feldherr Wrangel, der die aus­geuͤbte gewaltthaͤtigkeit nicht gebilliget baren ſoll, nachdem er durch die eroberung der Stat Ratenau, und niedermachung des Wangeliniſchen regiments von den in Bran­denburg ſtehenden Schwediſchen boͤlkern ab­geſchnitten worden, mit feinen 3000 mann bon Havelberg auf Witſtok geeilet, und mit dem Gr. Koͤnigs mark und Gen. Vitri die freitags nacht auf hieſigem Amte ſich einquar­tiret. In der nacht kamen einige mit bluti­

gen koͤpfen bon der Schwediſchen partei, ſo

der von Treffenfeld bei Manker geſchlagen, und weil er zugleich von der niederlage bei Fehrbellin benachrichtiget, auch durch dem verluſt der partei furchtſam gemacht worden: ſo zog er ſich bei anbrechendem tage aus der Stat in aller ſtille zu pferde ſizend zuruͤk, ungeachtet er am podagra krank und ſich ſonſt in einer ſenfte tragen lies, und lies die (bruͤkken hinter(ich abwerfen. In Witſtok ſollen fie für ihr geld gelebet und ſonderlich der

Gr. Koͤnigsmark, der vorigen tags erſt aus

Frankreich gekommen, ziemlich drauf laſſen

gehen, ſeine leute auch an gold, wein und le­

bensmitteln einen uͤberfluß gehabt haben. Den

ſontag drauf unter der Hochmeſſe kam des

Gener. Wrangels gemahlin und hielt unter Churfl. hand und ſiegel vor der Stat ſich et­was auf. Ungefehr um ı uhr kamen die bei) Fehrbellin geſchlagene fluͤchtige truppen auf

Witſtok anmarſchiret, und begehrten einge­

laſſen zuwerden. Weil aber die bruͤkken einge­

hauen waren, mußten ſie etliche ſtunden ge­

duld haben: die Buͤrgerſchaft aber ſezte ſich zur gegenwehre, worauf die Schweden eini­

ge ſtuͤkken auf den Kyritziſchen damm pflan­

zeten und zum ſchieſſen ſich anſchikten, auch

unterſchiedene ſchuͤſſe aus ſtůͤtken und flinten

thaten, mit welchem leztern ſie ſich hinter

der Kirchhofsmauer geſtellet hatten, und eis

nen hinter der hruſtwehre ſtehenden Bürger,

nahmens Lorenz Lindenbergen, mit einer

ſtuͤkkugel beide arme abſchoſſen, einen andern

aber, Idkob Webern auch Bürger und

brauer hieſelbſt, damit am arme ſtreifeten,

welches alles dann die Stat voll furcht und

ſchrekken machte. Weil nun die Birger. ſchaft ſich nicht im ſtande befand ſolcher macht

zuwiederſtehen, zumahlen der ort mit kei­

nen ſtuͤkken verſehen, ſo verfüqze ſich auf

verlangen des Magiſtrats das Miniſterium

ins lager um die gethane gegenwehr abzubit­

ten. Worauf auch die Generalitaͤt verſpro­

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