79 Fünfter Theil, l. Buch. Il Kap. Von der Stat Perlberg..
vorhandene pluͤnderer wegzutreiben, auch gewolt, daß die anweſende des Rahts ſich zu dem Feldmarſchal Ga Gallaqperfuͤgen, und daſelbſt klagen und um huͤlfg bitten ſolten: welches beides zwar geſchtgen, und haben die 200 reiter die darin vorhandene
ausgetrieben, aber doch ſelbſt mit einem und
dem andern, was noch zufinden geweſen, ſich wohl beladen und damit wieder zuruͤk gegangen. Die Rahtsberwanten haben ſich auch ſamt dem Rittmeiſter Faſeler zu dem Graf Gallas verfuͤget, welcher zwar den Ritmeiſter Faſeler gehoͤret, den abgeordneten der Stat aber ſagen laſſen: er koͤnnte wohl er rahten, daß fie viel klagen führen würden, welches er aber nicht hören koͤnnte, und moͤchten fie deswegen nur zu ſeinem Secretario einem Ritmeiſter ſich begeben, bei welchem fie dann ein ſchreiben an den Generalwachtmeiſter erlanget, darin enthalten, daß der Generalauditeur und Profos abgeordnet und von allem verlauf fernere inquiſition angeſtellet und nach befinden die anfuͤhrer darob
heſtrafet werden ſolten, welche dann auch den
18 Nob. nachgekommen und ſich eine und ans dere klage vorbringen laſſen, den klaͤgern auch genugthuung u. erſetzung ihrer ihnen geraubten gelder verſprochen, iſt aber nichts erfolget, indem eben lerm und laut worden, daß der feind vorhanden und mehr dann 100, welche nach futter geritten, weggenommen, die leute auch wegen hungers und kaͤlte nicht da hleiben koͤnnen, ſondern ſich hin und wieder zu den benachbarten Staͤten begeben, um einen biſſen broht zuerlangen. Wozu weis ter gekommen, daß den 20 Nob. die Schwediſche voͤlker 2 Saͤchſiſche regimenter unweit Perlberg geſchlagen, und dergeſtalt ein ieder ſo gut und wohin er gekonnt, ſich gerettet, bis ſie endlich algemaͤchlich, und die des Rahts den 2 Dec. ſich wieder zu Perlberg eingefunden, da fie es dann an allen orten und ekken in der Kirche, auf dem Rahthauſe, und in der ganzen Stat ein iedweder in ſeinem hauſe ſo uͤbel zugerichtet angetroffen, daß ihnen gegrauet, da zuverbleiben und ihre wohnung wieder einzurichten. Die Kirche hatte gar nicht das anſehen eines Gotteshauſes, indem alle thuͤren aus⸗ und inwendig zerſchlagen, in die mauern und gewoͤlbe viel groſſe löcher gebrochen, alle leichſteine und graͤber aufgenommen und die ganze Kirche zerwuͤhlet,
verwuͤſtet und umgegraben: der Taufſtein
uͤbern haufen geworfen, beide Orgeln, ſo erſt erneuert worden, indem in den pfeifen geld auch andere lebensmittel geſuchet worden,
zerriſſen und zerworfen, die pfeifen wegge
nommen und aufs alleraͤrgſte verdorben, ſtüͤh
le und baͤnke umgeriſſen, von denen hinein gebrachten betten alle ziechen abgezogen, die federn uberal zerſtreuet, die hin geſezte kiſten, kaſten und gefaͤſſe eroͤfnet und in ſtuͤkken zerbrochen, und dermaſſen über einen haufen geworfen, daß man davor. nicht hinein ges hen können, ohne uͤberhin zuklemmern und zuſteigen dergeſtalt, daß man 3 ganzer wochen daran arbeiten muͤſſen, ehe alles wieder zus rechte gebracht, und zum Kirchengebrauch koͤnnen angerichtet werden, und allererſt den 4 ſonntag des Advents, war der 23 Dec. die erſte Predigt darinnen wieder angeſtellet, und alſo neun ganzer wochen verfloſſen, daß in dem Gotteshauſe der gewöhnliche Gottesdienſt nicht beſtellet worden. Die Schule hatte zwar da wegen entſtandener anſtelkender krankheit alle Schulherren his auf den
Kantor verſtorben/ ſchon etliche wochen le
dig geſtanden, war aber nunmehr zum pferdeſtall gemacht, die baͤnke weggebrochen, und verbrannt, und der pferdemiſt bis an die fenſter gehauͤfet worden, welche man dann dergeſtalt viel eher und leichter als die Kirche reinigen können, und iſt darauf den 5 Dec. als dem von dem Churfuͤrſten geſejten bustag bon dem Diacono Bernhard Schmieden die erſte Predigt darin gehalten worden.
Auf dem Rahthauſe ſein gleichfals alle oͤfen und fenſter eingeſchlagen, tiſche und haͤnke zerhauen und die brieflichen urkunden über einen haufen geworfen worden, daß die Rahtsberwante ihre zuſammenkuͤnfte in be ſondern haüſern halten muͤſeen. Die gaſſen ſein uͤberal mit miſt und todtem vieh ange
fuͤllet geweſen, fo daß über 100 pferde he
um gelegen, welche auch ſolchen geſtank verurſachet, daß man faſt nirgend Davor bleiben konnen: das allergroͤſte elend aber war die hungersnoht, welche die leute auch ſo verſtellet, daß fie ganz ſchwarz ausgeſehen, und man ſie kaum kennen koͤnnen, und haben viele eine zeitlang mit bohnenkaf, und den aͤſern, fo etliche wochen auf den gaſſen gelegen, ihren hunger geſtillet, bis endlich die hauersleute aus andern Staͤten broht, und brohtkorn auf dem nakken zugetragen; andere aber, die es noch nicht bezahlen konnen
haben hunde, katzen, ratzen, mauſe und
die kraͤhen zur ſpelſe ohne broht gebraucht, welches ſelbſt auch ſoldaten betroffen. Zu
dem haben fie wegen der kate und winfers
zeit wenig aus den hauͤſern gehen können in den
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