Zeitschrift 
Potsdamer Jahresschau
Seite
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weil er um Gnade bitten wolle, Un feine Eltern fchrieb er einen Brief, der leider nicht erhalten ift, nur die fakfimilierte Stelle(als Unterfchrift unter dem Bilde):Ich fterbe voller Freude und Muth, weil ich für die Befreiung des Volkes gekämpft habe und feine Unterfchrift, Die Schrift weift fefte Züge auf, Der Brief foll die Stelle enthalten: Sch fterbe mit dem perfönlichen Bewußtfein, daß es Feinen perfönlichen Gott giebt, Um 4 Ub6r morgens am 31. Juli war die Eyekution. Außer einer Infanteriebegleitz mann{chaft war eine Schwadron Hufaren Fommandiert, Neben feinem Wagen fuhr ein Wagen mit feinem Sarge, was feine Freunde als befondere Rohheit rügten. Die Begleitung eines Seiftlichen lehnte er wieder{hroff ab und fagte zu ihm:Sie fehen, daß ich ruhig und gefaßt fein Kann, obwohl ich die totale Überzeugung Habe, daß ich in Nichts gehe. Sichtlich niedergedrückt ging der Geiftliche davon, dem der Gefangene nicht einmal Lebewohl fagte, Den Prinzen von Preußen, dem fpäter ein Bericht unter Beifügung einer Wofchrift des leßten Briefes an die Eltern erftattet war, hat es fOmerzlich berührt, daß Dortu fo totalen Mangel an allem religiöfen Sinn an den Tag gelegt Hat, und darin eine der wirkfamften Triebfedern feines heillofen Treibens glaubte fuchen zu müffen,

Um Kirchhof mußte Dortu ausfteigen, Er ging zum Nichtplaß, ein großer fchöner Mann, mutig und gefaßt, Die Kinke Hand auf das Herz gelegt, die rechte in die Seite geftemmt. Das Todesurteil wurde verlefen. Als Dortu erklärt, er habe ein Yuffchubs: gefuch eingereicht, wird ihın erwidert, Das fei als verfpätet unzuläffig, worauf er Feine Einwendungen erhebt, Er will dann zu den Soldaten fprechen., Trommelwirbel er: ftickt feine Worte,Brüder, zielt gut ruft er noch. Dann Fracht die Salve, Bon neun Kugeln durchbohrt, finkt er entfeelt hin, Der Yrzt ftellt den Zod feft,. Sein treues Hündchen hatte ihn begleitet, In den Sarg gelegt, wird er fogleich eingefcharrt, Landwehrmänner, feine Landsleute, feßen ihm ein Hölzernes Kreuz auf das Grab, dag Freiburger Frauen und Mädschen jeden Morgen mit frifchen Blumen fhmücken, Die Trauer der Eltern wird durch die allgemeine Teilnahme, die auch in Gedichten in der Preffe Nusdruck fand, und durch die Standhaftigkeit des Sohnes gemildert, Der Vater Hofft, daß die Hinrichtung des Sohnes das erfte und einzige Opfer des Kriegs: gerichts$ gewefen fei(noch 27 andere wurden erfchoffen).

Im Übrigen hatte der Vater Fein Glück, Der Wunfch, den Sohn würdig beerdigen zu laffen, wurde nicht erfüllt, Die von ihm alg Vater, Menfch und IJuriften erbetene Einficht des Urteils, das in der Preffe als Juftigmord gefcholten war, wurde ihm nicht gewährt, Nur der Berurteilte felbft hatte das Recht dazır, anderen konnte die Einficht verfagt werden, wenn Mißbrauch zu befürchten war, Da der Vater erklärte, das Urteil veröffentlichen zu wollen, murde Mißbrauch vermutet und ihın nur die Einfichtnahme der an das Stadtgericht in Potsdam verfchickten Wkten geftattet, Doch dürfe er Feine Notizen machen. Seine Befchwerde wurde abgewiefen, und er verzichtete auf die bloße Einfichtnahme, So hat er die Gründe des Urteils nicht erfahren.

Das Urteil Hatte Nuffehen erregt, nicht weil Dortu ein politifch hervorragender Kopf gewefen, fondern weil es als erftes Friegsgerichtliches Urteil im badifhen Auf: fand gleich auf Zodesfirafe Iautete und das Mitgefühl mit dem edlen Jüngling wach: