Heft 
(1958) 5
Seite
160
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Christiane: Frau Brandt:

Fischer:

Schickerling:

Fischer:

Frau Brandt:

Christiane:

Frau Brandt: Cervus:

Christiane: Frau Brandt:

Cervus:

Mutter, sie haben das Geld genommen, das Cervus ver­steckt hat. Das französische Geld.

(nimmt Christiane in die Arme) Um des Himmels Willen, der Mensch wird das nicht hinnehmen. Er stehet in großer Gunst bei den hohen Herren Napoleons, so rühmet er sich!

Madame, es tut mir leid, daß ich Sie inkommodieren mußte, aber das ist nun mal der Krieg. Sagen Sie dem Cervus, er soll aufs Rathaus kommen und sich eine Quit­tung von mir holen.

(Dau und Schickerling kommen zurück)

Hier ist der andre Beutel. Können 700 Taler drin sein.

Sehen Sie, Madame, das ist der Sold fürn ganzes Regiment Preußen, das kömmt uns gut zu passe.

Entschuldigen Sie die Inkommodierung. Adieu, meine Damen.

(Die Husaren gehen ab)

(hält die weinende Christiane in den Armen, beide sehen voller Angst den Husaren nach)

Der sehröckliche Mensch, dieser Cervus. Was muß er fran­zösisches Geld in unserm Hause verstecken. Ein jeder ein­sichtige Hausvater hat das seine im Garten vergraben. Hätt ers doch um seinen Leib gebunden, seinen feisten . . .

Mutter, mir ist so bange. Geben Sie mir bitte Ihre Postille, daß ich wieder Ruhe finde beim Lesen.

Komm, mein Herzblatt (will sie hinausführeiß)

(kommt von der Straße hereingeeilt) Was wollten die preu­ßischen Marodeurs in Ihrem Hause?

Mein Gott, da ist er schon.

Habe ich Ihnen nicht vorher gesagt, daß Ihr Geld, wo Sie es versteckt haben, nicht sicher ist?

Jetzt haben die Husaren es weggenommen. Sie sollen sich eine Quittung holen.

(schreit) Mein Geld! Mein schönes Geld!!! Diese Lumpen­bagage hat mein Geld, mein ganzes Vermögen gestohlen. Das ist Verrat! Impertinenter Verrat! Kersten wird es mir ersetzen. Alles, alles, auf Heller und Pfennig!

Eine Quittung! Was soll ich mit einer Quittung?

Kann ich zahlen mit der Quittung eines Briganten?

Ich werde eine Estafette nach Berlin schicken an die höchsten Instanzen der französischen Administration. Noch heute! Sofort! Nein, nein, ich werde Seiner Majestät per­sönlich schreiben.

Das sollt ihr mir büßen! Alle! Alle!

(hinauslaufend) Mein Geld-mein Geld! Ich verlange

Revanche-blutige Revanche!

(Frau Brandt und Christiane stehen engumschlungen und sehen ihm schweigend nach. Der Vorhang schließt sich langsam vor ihnen).

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(Fortsetzung folgt)