Heft 
(1913) 1
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zartes Licht getaucht, eine Märchenstimmung liegt über dem See. Der Wecken Zechlin spiegelt sich im Wasser wieder, das Rohr wiegt sich leise, ruhig zieht eine Möwe ihre Bahn, ein einsamer Taucher zeigt sich auf der klaren Wasser­fläche. Dann teilt sich die Ruhe dem Menschen mit, man glaubt in einem Märchenlande zu sein, weit fort von unserer sogenannten sandigen Mark. Nur in der Nähe von größeren Gewässern ist eine solche durchleuchtete Farbigkeit der Natur möglich. Zechlin ist wie geschaffen dazu, kranken Menschen Ruhe und Gesundheit wiederzugeben. Sein langjähriger Arzt hat auch deshalb am See ein Sanatorium errichtet. Ein neuer, absolut moderner Bau, fügt es sich doch vorzüglich in die eigenartige Landschaft Zechlins ein. Es erhebt sich am Ufer des Sees auf einer alten germanischen Wohnstätte. Neues und Uraltes sind dort beieinander. Die Siedelung ist eine solche aus der Bronzezeit (ca. 1000 v. Ehr.). Doch schon in der Steinzeit waren Menschen bei Zechlin seßhaft. Aus Zechlin selbst ist ein durchbohrtes Steinbeil, das Herr Hauptlehrer Bunners- Kl.-Zechlin geschenkt hat, im Museum. Von einer Feuersteinwerkstätte am Gr. Zechliner See sind viele Funde vorhanden (geschenkt von Herrn Lehrer Martin Rausch-Luhme). Von Kl.-Zerlang ein Steinmeißel, von Herrn Franz Behnfeld geschenkt. So auch aus Zempow eine gut gearbeitete Pfeilspitze aus Stein, von Herrn Lehrer Schlüter in Babitz geschenkt. Auch aus der eigent­lichen Germanenzeit, der Bronzezeit, ist die Stätte des Sanatoriums nicht die einzige Siedelung in diesem Bezirk. Am Wummsee und am Zootzen-See ist ebenfalls je eine Siedelung. Doch nicht nur Erinnerungen an Germanen, sondern auch an Wenden birgt der Boden der Umgegend Zechlins. Bei Repente*) am Gr. Zechliner. See saßen einst die Nachkommen der Wendenfürsten. Eben­falls am See befinden sich Pfahlbauten, die sich durch ihr Scherbenmaterial als wendisch bestimmen lassen, und manche sogen.Dorfstelle" ist in der wendischen Zeit (ca. 1100 n. Ehr.) verödet. Auch Zechlin selbst hat wendische Besiedelung besessen, wie uns ein im Flecken gefundenes Schwert (Hiebmesfer) beweist, das dem Museum von Herrn Christian Ewald V ick-Fl. Zechlin geschenkt wurde. Die Schanze am Zootzen-See erhebt sich steil aus dem Wasser, von 3 Seiten wird sie davon umschlossen. An der vierten Seite hat sie jetzt durch feuchte Wiesen Verbindung mit dem Festlande. In alter germanischer Zeit (ca. 1000 v. Ehr.) war sicher alles sumpfiger Boden, durch den nur ein schmaler Pfad führte. An dieser zugänglichen Stelle befand sich damals ein breiter Graben und ein hoher Wall, die beide jetzt noch zu erkennen sind. Schöner urwüchsiger Baumbestand befindet sich auf der Schanze. Durch verständnisvolle Mitwirkung der Zechliner Forstbeamten wird er als Naturdenkmal geschont. In der Nähe des Zootzen befindet sich ein anderer See, der Himmelreichsee genannt. Ein stilleres Plätzchen von Weltabgeschiedenheit ist kaum denkbar. Scheu nur kommen die Rehe ans Wasser, das geringste Geräusch vergrämt sie. Kein Wasservogel nistet am See. Ewige feierliche Stille scheint dort zu herrschen. Das Wasser ist von einer breiten Moorfläche umgeben. Ein paar Erlenstümpfe scheinen die Einsamkeit zu heben. Selten hängt eine Birke ihre Zweige über den See. Am Moore wächst der sogen. Sonnentau und manch andere seltene Sumpfpflanze. Eine Kiefer steht am See von einer solchen Stärke, wie man sie bei uns selten findet. Starke Bäume sind überhaupt in großer Zahl in der Zechliner Forst zu seheu. Am Wummsee stehen sie bis dicht an die Ufer des Sees, einen ge­waltigen Dom bildend, wie ihn so groß und feierlich kein Mensch bauen kann. Vollkommen vom See eingeschlossen, bietet der Wummsee einen Anblick, den man nie wieder vergißt. Auf der weiten Wasserfläche befinden sich 2 Inseln, von denen eine dicht am Festlande liegt. Die zweite kleinere Insel erhebt sich inmitten des Sees. Sie ist mit nur einigen wenigen Bäumen bestanden, und man hat bei ihrem Anblick das Gefühl, daß sie eigentlich nur aus Versehen in den See gekommen ist. Die Zweige der Bäume hängen tief übers Wasser.

*) Opalinsky, Geschichtliches aus der Prignitz.