2
forschung, die uns noch bevorstehen, ausführen zu können, ist es nötig, daß unsere Mitgliederzahl vermehrt wird. Ich bitte deshalb alle dringend, auf ihre Kreise zu wirken und neue Mitglieder anzuwerben. Nur durch Aufbringen von Geldmitteln ist es möglich, unsere so groß begonnene Arbeit fortzusetzen zum Segen unserer Heimat. Den Rang, den unser so junges Museum (4 Jahre) durch seine Arbeiten in der wissenschaftlichen Welt einnimmt, wollen wir behaupten, und durch unser Zusammenwirken mit der Bevölkerung ist unsere Heimat in der Lage, ein Vorbild zu geben unserem Vaterlande. Ich freue mich auch, mitteilen zu können, daß sämtliche Rittergutsbesitzer ihren Jahresbeitrag auf 10 Mark festgesetzt haben.
Das alte Kloster zu Heiligengrabe, das seit Jahrhunderten eine Stätte christlicher Liebestätigkeit ist, und das auch bei seiner Umwandlung in ein evangelisches Stift diesen Charakter nicht verloren hat, ist seit etwa drei Jahren zu einer Art Wallfahrtsort für die ganze Prignitz geworden. Ein beliebter Ausflugsort ist es freilich immer gewesen; daß aber allein in einer Woche, den Sonntag nicht mitgerechnet, über 350 Menschen es besucht haben, mag nicht vorgekommen sein seit jenen. Zeiten, als in der Blutkapelle an den Gläubigen Zeichen und Wunder geschahen.
Jetzt geschieht an den Besuchern kein Wunder, sondern sie sind selbst ein Wunder, vor allem für die, die es verlernt haben, an ideale Momente in unserem Volksleben zu glauben, denn das, was die Schritte der Leute hierher lenkt, was an Sonntagen ganze Scharen von Ausflüglern zu uns bringt, ist mit keinerlei materiellen Interessen für die Kommenden verbunden. Was ihnen hier geboten wird, und was sie mit solchem Verlangen aufsuchen, ist geistige Nahrung. Sie kommen, um sich das Heiligengraber Priguitzmuseum zu betrachten.
Das Heiligengraber Prignitz-Museum ist eine Schöpfung jüngsten Datums. Vor vier Jahren bestand nur eine kleine Privatsammlung, die durch die Güte der Aebtissin in unbenutzten, altertümlich gewölbten Räumen des Klosters untergebracht und der allgemeinen Besichtigung zugänglich wurde. Heute füllt das Museum zehn Räume, drei neue werden in diesem Sommer ausgebaut. Die Sammlung, die vorwiegend prähistorischen Charakter trügt, ist vorzüglich geordnet. Ein Raum ist für die Steinzeit bestimmt, drei gehören der Bronze- und Eisenzeit, zwei dem Mittelalter, und in vier ferneren ist das dem Museum angegliederte Naturalien-Kabinett untergebracht. Besonders reich ist die Bronzezeit vertreten. Mehrere Urnenfriedhöfe sind in der Prignitz von dem Museumsleiter sachgemäß ausgegraben, und die Funde sind übersichtlich, mit Plänen und ausführlichen Erklärungen versehen, aufgestellt. Ueberhaupt ist überall für einfache, deutliche Bezeichnung der Gegenstände und für eine kurze Charakteristik der verschiedenen Kulturperioden gesorgt. Das Naturalien-Kabinett enthält eine schöne Sammlung von Vogeleiern, ausgestopfte Vögel, eine sehr reiche, gut geordnete Steinsammlung und interessante Versteinerungen.
Das sind die Sehenswürdigkeiten, die die Besucher herbeilocken, zu denen viele nicht einmal, sondern zu wiederholten Malen kommen, mit immer wachsender Freude, mit immer wachsendem Verständnis. Es ist interessant, zu sehen, aus
Paul Quente,
Leiter des Heimatmuseums in Heiligengrabe.
Unser Heimatmuseum
Von A. v. Auerswald.