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Wer es versteht, das wieder lebendig zu machen, an diesen konkreten Dingen die Geschichte des Landes und des Volkes zu verdeutlichen, der wird das dankbarste Publikum finden. Unsere für schwerfällig geltende Landbevölkerung, zu der auch die Bewohner unserer Ackerbürgerstädte zu rechnen sind, scheut weder weite Wege noch Fahrten, um dies ihrer Heimat entwachsene, von ihrem Heimatsinn getragene Museum kennen zu lernen; unsere als zäh verschrienen Bauern, die den Taler im Sack zu ehren wissen, haben eine offene Hand und einen freudigen Gebersinn, wo es das Museum gilt.
Das sind Zeichen und Wunder. Wer ländliche Verhältnisse kennt, wird dies zugeben. Aber er wird vielleicht auch darüber Nachdenken, aus welchen verborgenen Quellen diese Zeichen und Wunder fließen. Schafft der Landbevölkerung einen Jnteressenkreis, der ihr verständlich und ihren Verhältnissen entsprungen ist, lehrt sie, mitzuarbeiten an einem Werk von allgemeiner Bedeutung, so daß sie es als das ihre betrachten kann, zeigt ihr, daß dies Werk durch sie und für sie geschaffen wird, dann treibt ihr Heimatpflege, wie sie einfacher und wirksamer nicht gedacht werden kann.
Die Kräfte und Interessen schlummern, sie wollen nur geweckt werden, dann entfalten sie sich freudig. Das Heimatmuseum ist ein Mittel dazu. Solch ein Heimatmuseum ist aber heute noch eine Aufgabe. Auf welchem Wege diese Aufgabe gelöst zu werden vermag, zeigen die Erfolge unseres Heiligengraber Prignitz-Museums.
Durch die unlängst erfolgte Gründung des Vereins zur Förderung der Heimatforschung und des Heimatmuseums für die Prignitz ist das Museum in die Hände derer gelegt, für die es geschaffen wurde und ist so auch tatsächlich ein Allgemeingut geworden. Der Verein zählt heute, kaum 6 Monate nach seiner Gründung, schon über 860 Mitglieder. Zu diesen Mitgliedern zählen — wie im Gemeindebeschluß ausgesprochen wurde, „in Anerkennung des kulturellen Wertes, den das Museum für die Prignitz hat" — zwei Gemeinden. Es sind dies die Gemeinden Dahlhausen und Kuhbier. Letztere Gemeinde ist außerdem in der Mitgliederliste mit 14 Einzelmitgliedern angeführt, ein Erfolg, der ihrem rührigen Pfleger zu danken ist. Den Pflegern fällt überhaupt eine besonders wichtige Aufgabe zu. Sie sind die Pioniere, die auch in den entlegenen Ortschaften, dort, wo das Interesse für den Museumsgedanken noch nicht wach geworden ist, dies Interesse wecken und verbreiten sollen, die es an anderen Orten durch ihre Arbeit und ihr Verständnis wachhalten und fördern können. Wie der Vorstand, so ist der Verband der Pflege auch aus allen Ständen zusammen gesetzt. Gerade die Pfleger sind eine Gewähr dafür, daß die ganze
Prignitz mehr und mehr in Mitarbeit und freudigem Empfangen des Gebotenen teilnehmen wird an dem Werke, das zur Ehre der Heimat geschaffen
ist. Möge dies Werk dazu dienen, daß sich ein einigendes Band um alle Stände der Prignitz schließt. Will doch jeder in seiner Art dem Heimatkreise und damit dem Vaterlande dienen.
Zecklin, eine Perle der Prignitz.
Abseits vom Verkehr liegt im Osten der Prignitz Zechlin, ein Ort, so reich an Naturschönheiten und Erinnerungen an die Vorzeit, wie kaum ein zweiter bei uns. Dünenformationen wechseln ab mit Seen, etwa 12 in der Umgegend Zechlins, ebenen Flächen und Wäldern. Ein Sonnenuntergang an dem Kleinen Zechliner See ist mit das Schönste, was die Natur unserer Heimat uns bieten kann. Wenn die Sonne hinter den Dünen, die den Weg vom Flecken nach dem Dorfe Zechlin begleiten, untergegangen ist, so färbt sich die Luft in den zartesten Tönen. Wolken und Wasser scheinen in durchsichtiges