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gesetzt und verstrichen und so fort, bis der Topf die gewünschte Höhe erreichte. Später kratzte man mit einem Hölzchen oder dem Fingernagel in den feuchten Topf die Verzierungen und stellte das Gefäß zum Brennen an ein offenes Feuer. Es zeigen sich an vielen Töpfen hellere und dunklere Flecken, die das Brennen am offenen Feuer bezeugen. Immer sind dem Ton der Gefäße kleine Steinchen beigemischt, die das Reißen der Töpfe beim Brennen verhüteten. Manche Urnen sind so schlecht gebrannt, daß sie fast ganz zergangen sind oder doch gleich beim Herausnehmen in viele Stücke zerfallen. Trotzdem aber können alle die Stücke wieder zu ganzen Töpfen zusammengesetzt werden. Im Museum sind manche Gefäße aus 200 und mehr Stücken zusammengesetzt, und deshalb möchte ich an alle Prignitzer die dringende Mahnung richten, auch solche zerfallenen Töpfe aufzuheben, die Scherben zu sammeln und sie mir mit den Knochen ins Museum zu schicken. Aus manchen Knochen nämlich kann man feststellen, ob ein Mann, eine Frau oder ein Kind in der Urne begraben war; sie enthalten nämlich die verbrannten Knochen der Toten. Auch die Plätze, auf denen sie verbrannt wurden, fanden sich in Blandikow.
Das Verbrennen ging in folgender Weise vor sich. Der Tote wurde auf einen aus Holz aufgeschichteten Scheiterhaufen mit seinen Kleidern getan, der Scheiterhaufen angezündet, und dann später die verbrannten Knochen aus der Kohle aufgelesen und in die Urnen getan. Bei einzelnen kam dann noch etwas Schmuck, Arm-, oder Fingerringe in die Urne. Der Scheiterhaufen in Blandikow war 2 m lang, 1 m breit und von ovaler (eiförmiger) Gestalt. Man findet ihn als eine deutliche schwarze Mulde in Hellem Sande. Rings um den schwarzen muldenförmigen Brandplatz war noch etwa 1 m weiter hin das Erdreich verbrannt und von der großen Hitze etwas zufammengeschmolzen, d. h. der Sand bildete hier eine viel härtere Masse als sonst. Der eine der drei Brandplätze aber war rund, von 1^4 m Durchmesser, sonst wie die andern gestaltet. Hier sind wahrscheinlich die Kinder der Blandikower Germanen verbrannt worden.
Es ist bei solchen Untersuchungen so viel zu berücksichtigen und aufzuklären, daß ich bitten möchte, mich auch von solch schwarzen Stellen im Acker zu benachrichtigen, sie nicht selbst aufzugraben, sondern damit zu warten, bis es die Feldbestellung und meine Zeit zuläßt, daß ich hinkommen und sie untersuchen kann. Der Blandikower Friedhof gehört ins Ende des fünften und in den Anfang des sechsten Abschnitts der Bronzezeit, also etwa 000—700 v. Ehr. Eisen aber fand sich auf dem ganzen Friedhofe nicht. Bemerkenswert ist auch, daß die Töpferei von den Frauen besorgt wurde. Aus den Fingereindrücken, welche sich an den Gefäßen finden, kann man nur auf Frauenhände schließen.
Indem ich nochmals allen denen danke, die unser Museum fördern halfen, spreche ich gleichzeitig die Hoffnung aus, daß es mir möglich sein wird, nach und nach alle Museumsgegenstände zu beschreiben und abzubilden, trotz der seh r bedeutenden Kosten, die die Abbildungen verursachen.
Paul Quente.