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Geburt; ferner in die sogenannte römische Zeit von Christi Geburt bis 400 n. Chr. und dann in die sogen. Völkerwanderungszeit, die bei uns nur noch sehr schwache germanische Besiedelung sah, etwa von 400—500 n. Chr. In unsrer Heimat haben wir statt dessen von 500 n. Chr. an von einer slavischen (wendischen) Zeit zu reden, der erst mit dem Eindringen der germanischen Stämme unter den askanischen Markgrafen ein Ende gesetzt wurde (um 1100—1200 n. Chr.).
Doch zurück zu unfern Wutiker Bronzegefäßen. Die Gefäße sind von der sogen, nordischen Arbeit und bis jetzt die beiden einzigen bekannten Gesäße dieser Art. Nordische Arbeit, d. h. sie sind entweder in Schweden, Dänemark oder bei uns in der Prignitz an Ort und Stelle gemacht worden. Um genau zu entscheiden, wo sie gemacht worden sind, bedarf es weiteren Materials. Bis jetzt ist es zu wenig. Ueber die älteste und ältere Bronzezeit der Prignitz wissen wir noch so gut wie garnichts. Immerhin ist es sehr wahrscheinlich, daß die Gefäße in unserer Heimat hergestepk worden sind, denn wären sie aus Dänemark oder Schweden, so müßten sich dort schon ähnliche Gefäße gefunden haben. Trotzdem man aber die dortige Bronzezeit sehr genau kennt, fehlen sie daselbst. Die beiden Gefäße wurden in sehr viele kleine und kleinste Stücke zerbrochen eingeliefert. Der Dampspflug hatte sie zerstört. Möglich ist es, daß sich bei einer Nachgrabung noch einzelne Scherben finden. Die vorhandenen Stücke sind alle aneinandergesetzt und geben, trotzdem so viele fehlen, ein gutes Bild von der einstigen Schönheit der Gefäße.
Dem Besitzer, unserm Mitgliede Herrn v. Platen auf Wutike, aber sind wir für sein für unsere heimische Vorgeschichte so außerordentlich wertvolles Geschenk, das er dem Museum schon vor der Gründung des Vereins überwies, zu großen! Danke verpflichtet. Hervorheben möchte ich auch die große Sorgfalt, niit der er alle erreichbaren Scherben aufheben und sammeln ließ.
S. In einen andern Abschnitt der Bronzezeit führt uns das Tongefäß aus einem Grabe von Blandikow—Liebental.
Das Urnengräberfeld war seinerzeit durch Vermittelung des früheren Liebentaler Lehrers, Herrn Wolfs, dem Museum von Herrn Wilhelm Haack, Blandikow, geschenkt worden. Wir gruben im ganzen gegen 60 Gräber auf, die alle noch später beschrieben werden sollen. Auch nachdem das Gelände in den Besitz unseres Mitgliedes Herrn Rittergutsbesitzer Eggert-Liebental gelangt war, wurden die Ausgrabungen fortgesetzt, leider aber nichts mehr zu Tage gefördert. Den beiden Herren gebührt auch an dieser Stelle der Dank des Museums für ihre Schenkung und Förderung unserer Arbeit.
Zwei von den Gräbern besaßen nun einen Gewölbebau, wie er nachstehend beschrieben ist, und den man ein falsches Gewölbe nennt. Bis jetzt sind diese Blandikower Gräber, außer dem Seddiner Königsgrab, das ein viel größerer Bau ist, die einzigen, die in dieser Form aus der Prignitz bekannt sind.
Die eine Urne weist Anklänge an die Lausitzer Kultur auf. Das soll in folgenden! erklärt werden. In der Lausitz, der Neumark, einigen Teilen Sachsens und Schlesiens findet sich die Hinterlassenschaft eines Volkes, das einen ganz besonders ausgeprägten Geschmack aufweist. Vor allem im Verzieren der Tongefäße tritt er zutage. Eine der häufigsten Verzierungsformen ist das Aufsetzen oder Herausdrücken von Buckeln aus der Wand des Gefäßes. Diese Art der Verzierung zeigt nun das eine Blandikower Gefäß, und wir können hier von einer Geschmacksübertragung sprechen, die wahrscheinlich durch Handelsbeziehungen verursacht ist. Interesse wird es wohl auch erregen, wie nun solch Tongefäß zum Unterschiede von den Bronzegefäßen hergestellt ist. Auch hierüber können die Ausgrabungen Aufschluß geben. Manchmal zerbrachen die Gefäße so, daß man an den Scherben genau den Ausbau der Urne sehen kann. Da zeigt sich dann folgende Herstellungsart. Man formte zuerst den Boden des Gefäßes, hierauf einen Teil der Wandung, setzte ihn auf den Boden auf und verstrich beides gut. Dann wurde wieder ein Teil der Wandung geformt, auf-