Vorbemerkungen z um Verständnis der Prignitzer Funde aus vorgeschichtlicher Zeit.
1. Die ersten Menschen, die in der Prignitz wohnten, hatten als Waffen und Geräte nur solche von Stein und Knochen. Steinzeit nennt inan deshalb diesen Abschnitt der Menschheitsgeschichte und rechnet ihn von der Besiedelung an bis um 2000 v. Ehr. Von der Prignitz können wir als sicher annehmen, daß ihre ersten seßhaften Bewohner aus dem Norden (Dänemark, Schweden und von den deutschen Nordseeküsten) kamen (um 8000 v. Ehr.). Vollkommen aufgeklärt sind die Wanderzüge der Völker aus dieser Zeit noch nicht. Gerade aus der Prignitz ist wenig bekannt, und die Mitarbeit alter Kreise unsrer Bevölkerung ist nötig, um Klarheit zu erlangen. Als die erste Völkerwanderung kann man das Einwandern dieser Stämme, die mit dem Gesamtnamen der Indo- germanen zu bezeichnen sind, betrachten. Diese Jndogermanen blieben in unsrer Heimat bis zur Bronzezeit, etwa 1600 v. Ehr., um dann wieder weiter zu wandern, dem Süden zu. Die späteren Griechen, Illyrier, Traker usw. zweigen sich dann als Einzelstämme vom Jndogermanenvolke ab. Hier in unsre Prignitz kamen neue Einwohner, wieder aus dem Norden, unsere Vorfahren, die Germanen. Auch über diese Zeiten ist noch viel aufzuhellen. Wenn auch in großen Umrissen die Wanderungen feststehen, so sind doch viele Einzelheiten unbekannt, und manches Ungenaue bedarf der Berichtigung. Manche Kleinigkeit, die gefunden wird, kann Aufklärung verbreiten und einen hohen wissenschaftlichen Wert besitzen. Deshalb möchte ich besonders an alle Mitglieder unsres Vereins die Bitte richten, ja alles, auch Scherben und vieles wertlos scheinende aufzuheben und unserm Museum zuzusenden.
Der Steinzeit folgt dann ein Kulturabschnitt, der durch das erste Auftreten von Metallen gekennzeichnet ist. Diese Metalle waren Kupfer, in ganz geringen Mengen Gold und eine Metallmischung (Legierung) aus Kupfer und Zinn oder Zink, die Bronze. Jene Metallmischung war berufen, während 1^ Jahrtausenden das herrschende Material zu werden, aus dem vorzugsweise die Waffen und Geräte verfertigt wurden. Die Kenntnis von der Bearbeitung der Bronze kam aus dem Süden zu uns. In welchem Lande sie ihren Ursprung hatte, ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt. Der Bronzezeit ging eine kurze Zeit voraus, in der man nur reines Kupfer verarbeitete. Man bearbeitete das Kupfer in kaltem Zustande durch Hämmern. Vielleicht kam man dann durch Zufall darauf, daß Kupfer sich leicht schmelzen und in beliebige Formen bringen ließ. Der Weg zum Gießen des Metalles war gefunden. Auch durch Zufall machte man dann Wohl die Entdeckung, daß Kupfer durch Zusatz von Zinn oder Zink viel härter würde und dem Stein an Güte nichts nachgab, durch das Gießen in beliebige Formen sogar noch einen großen Vorteil gewährte.
Die Handfertigkeit unserer Vorfahren im Gießen und Verzieren der Bronzegegenstände war groß. Es zeigt sich an den gefundenen Bronzen ein Geschmack und ein feines Empfinden der Verzierungskunst, an dem es uns in mancher Beziehung heute mangelt. Die Arbeit und das Kunstempfinden der alten Völker, die bei uns ihre Heimat hatten und unsere Vorfahren waren, ist so, daß wir uns ihrer nicht zu schämen brauchen. Wenn auch in südlichen Gegenden die höchste Blüte des Volkes schneller erreicht wurde und Griechenland in so kurzer Zeit eine ganz außergewöhnliche Höhe erreichte, so ist doch dieses und manch