Heft 
(1913) 1
Seite
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Der Fischreiher besucht den See, und auch der Fischadler ist hier zu Gaste. Die Tierwelt ist in zahlreichen Arten vertreten, Rohrdommeln, Wildenten und viele andere Wasservögel sind hier und auch am Gr. Zechliner und Twern-See heimisch. Letzterer ist durch eine schmale, aber hohe Landbrücke vom Wummsee getrennt. Er gewährt einen ganz anderen Anblick als jener. Felder umgeben ihn auf 3 Seiten, und statt der Bäume spiegeln sich die Saaten in seinen Fluten. Auch er hat eine Insel mit einer wendischen Niederlassung. (Scherben geschenkt von Herrn Lehrer Martin Rausch-Luhme und Kammerherrn v. Stülpnagel- Luhme.) Am Wege vom Wummsee nach Zechlin trifft man die stärksten Lärchen­bäume, die es wohl in der Priguitz gibt. Sie gewähren einen mächtigen Anblick. Einige Schneidemühlen in der Umgegend Zechlins beweisen, daß der Wald nicht nur einen idealen, sondern auch einen realen Wert hat. Früher wurde das meiste Holz benutzt, um als Feuerung in den Glashütten zu dienen. Die Zech­liner Hütten waren berühmt durch ihre kunstvollen geschliffenen Gläser, während die Grüne Hütte nur gewöhnliches Glas herstellte. Die Hütten erlebten ihre Blütezeit unter Friedrich dem Großen. In eine noch frühere Zeit führt uns die beigegebene Abbildung von Zechlin. Sie zeigt einen Stich des berühmten Kupferstechers Merian*), der 1693 geboren wurde und auch von vielen Orten der Prignitz Ansichten herstellte. Der Hof der Kurprinzen von Brandenburg war damals im Sommer in Zechlin und brachte viel Leben in das früher so stille Dorf. Doch auch jetzt in der modernen Zeit herrscht ein frisches Leben im Flecken. Ein deutschnationaler Turnverein sorgt dafür, daß Kameradschaft­lichkeit und körperliche Gewandheit gepflegt werden. Gern gedenke ich der Stunden, die ich mit Zechlins Turnern beim Kriegsspiel verbrachte. Ein Heil ihnen allen!

Ueberall spürt man ein Vorwärtsdrängen, das doch nicht leichtsinnig das gute Alte aufgibt. Eins nur fehlt zum Vorwärtskommen Zechlins, eine bessere Verbindung mit der übrigen Prignitz. Will man jetzt seine Naturschönheiten aufsuchen, so muß man bis Buschhof fahren. Von dort ist es möglich, sich vom Zechliner Fuhrwerk abholen zu lassen. Ich bekam beim Gastwirt Herrn Raeck einen offenen Omnibus für 8 Personen, für den Tag zu 12 Mark. Sicher aber gibt es auch noch mehr Fuhrwerk in Zechlin zu denselben Preisen. Jedem Prignitzer ist es zu raten, sich diesen Teil seiner Heimat anzusehen. Er wird eine unserer schönsten Gegenden kennen lernen.

*) Matthäus Merian der ältere, geb. 1593 zu Basel. Studierte die Kupferstecherei zu Zürich. Er gab eine Sammlung von Aufnahmen der verschiedensten Länder heraus, sogenannte Topographien, unter anderem auch von der Provinz Brandenburg und dabei auch von der Prignitz. Matthäus Merian starb 1650.