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1813.
Das Jahr 1813 war wohl die gewaltigste Zeit, die Preußen und Deutschland je gehabt hat. Die Befreiung vom französischen Joche, die Aork angefangen und das ganze preußische Volk vollendet hat, war eine Tat, welche die edelsten Regungen der Menschen auslöste. Manche Engherzigkeit war geblieben, aber sie verschwindet vollständig neben der großen allgemeinen Opferliebe, die diese herrliche Zeit auslöste. Das ganze Volk, die ärmsten Stände nicht zum wenigsten, waren von dem einen Gedanken beseelt, frei zu werden. Frei von dem Joche der fremdsprachigen Rasse wollten sie sein, ein freies Vaterland besitzen. Der Gedanke an die Deutsche Einheit, den Friedrich der Große als erster in die Herzen der Deutschen gepflanzt hatte, wurde überall lebendig. Die besten Männer Preußens und Deutschlands nahmen ihn ans, halfen zu seiner Verbreitung. In Frankfurt a. Main wurde damals schon die Frage des Deutschen Kaiserreiches mit Preußen an der Spitze erörtert. Männer wie Scharnhorst, Stein und unser Turnvater Jahn arbeiteten für diesen Einheitsgedanken. Große Zeiten für die Völker sind es, wenn solche Begeisterung für einen idealen Gedanken herrscht. Ihn zu verwirklichen, fehlte eine alles überragende Persönlichkeit, die 1870 in Bismarck vorhanden war. Das, was 1813 erhofft und erträumt wurde, hat uns 1870 gebracht. Ein einiges Deutsches Kaiserreich besitzen wir jetzt. Viel ist noch weiter zu bauen an der Einigkeit, und höhere Ziele müssen wir uns stecken, um mehr zu erlangen, größere Kraftanstrengung zu ermöglichen. Ein größeres Ziel für die jetzige und kommende Generation müssen wir haben, das große, ideale Kräfte und Gedanken weckt, und bei dessen Erreichen und Nachstreben wir allen Parteizank vergessen können. Das, was schon 1813 von einigen als wünschenswert bezeichnet wurde, ein großes germanisches Reich zu besitzen, muß das Ziel unserer heutigen Zeit sein. Ein großer Einheitsgedanke, an dem alle arbeiten und dem alles zustrebt, ist einem Volke nötig, um die Kräfte frisch und jung zu erhalten. Im jetzigen Deutschen Reiche haben wir gesehen, in welcher Art ein solcher Gedanke verwirklicht werden kann. Setzen wir das Werk unserer Väter fort, arbeiten wir weiter. Stets wird das Erreichte hinter dem Gewollten zurückstehen. Nehmen wir dasZiel so hoch als möglich, daß wir einst sagen können, die germanischen Stämme stehen Schulter an Schulter, einer für alle und alle für einen. Dieselbe Begeisterung von 1813 ist uns nötig, um solche Ziele zu erreichen.
Gold gab ich für Eisen, hieß es damals. Das ist ein Wort, wie es durch die Abbildung des eisernen Kreuzes erläutert wird. Dieses gut gearbeitete Kreuz ist der Rest eines eisernen Schmuckes, wie er damals verfertigt und allgemein mit Stolz getragen wurde. Die Rosen, mit denen das Kreuz verziert ist, sind von guter Arbeit. Ein neues Kunsthandwerk blühte in dieser Zeit von 1813 auf, es wurden große Kräfte auch in dieser Beziehung geweckt. Diese eisernen Schmucksachen, zu denen das Kreuz gehört, waren wohl geeignet, als guter Schmuck zu wirken und ihre Träger mit dem Stolz zu erfüllen, den Opferwilligkeit erzeugt. (Das Kreuz ist geschenkt von Frl. v. Banchet, Heiligengrabe). Doch nicht nur während der Kriegszeit, sondern auch noch längere Zeit hielt die Begeisterung vor, wie es uns ja auch die beiden folgenden Abbildungen beweisen. Das von Herrn Kaufmann Fritz Nagel, Pritzwalk, geschenkte Vorhängeschloß, dessen Schlüssel das eiserne Kreuz ziert, zeigt es uns deutlich, daß die Begeisterung des heiligen Krieges noch lange nachhallte. Das Schloß ist um 1820 gefertigt und dadurch interessant, daß es im ganzen als Schloß eine Schlüsselform besitzt. Auch die von Herrn Rentier Schwabe, Pritz-