Heft 
(1913) 3
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walk, geschenkte Tabakspfeife ist um 181620 entstanden und vielleicht von einem Mitkämpfer der Befreiungskriege benutzt worden. Der Deckel der Pfeife hat die Form eines Preußischen Soldatenhelms und ist mit dem Bilde Blüchers geschmückt, des Mannes, der uns recht eigentlich die Freiheit erkämpft hat.

Aber erst Scharnhorst, des Bauernsohnes Geist und Erfahrung haben ihn in den Stand gesetzt, ein Heer zu besitzen. Durch die kurze Ausbildung der Rekruten und die Opferwilligkeit der Leute, die schon stets den Gedanken hatten, wir müssen frei werden, ist er in der Lage gewesen, seine Pläne durch- znsetzen. Ohne Preußens Geist, der erst durch Friedrich den Großen voll geweckt worden ist, wäre alle Befreiung ver­geblich gewesen. Ferner zeigt uns der Pfeifenkopf ein gut gemaltes Bild von Gneisenau. Diesem Generalstabschef Blüchers ist ein großer Teil der Erfolge zu danken, und wie er schon in trüber Zeit 1806 und 07 Großes leistete, vor allem bei der Verteidigung Kolbergs, so auch wieder 1813, 14 und 15. Es war eine wirklich große Zeit, die trotz aller Hindernisse und alles Hinderns in freudiger Be- ^ geisterung vorwärts drängte. Auch die Prignitz hat ihr redlich Teil zu den Erfolgen beigetragen, ist sie doch die Heimat eines der großen Männer aus dieser Zeit, Jahns Heimat. Zeigen auch wir uns des Turnvaters und seiner Gesinnungsgenossen würdig, wenn des Vaterlandes Not uns jemals ruft. Sp. F.

Ein alter Ofen im Heimatmuseum.

Seit einigen Wochen ist in dem Heiligengraber Museum ein alter Ofen aufgestellt, den Herr Rittergutsbesitzer Klotz aus Streckenthin geschenkt hat und der als sehenswertes Stück schon in den Kunstdenkmälern der Ostprignitz aufgeführt ist. Alt mag der Ofen reichlich hundert Jahre sein, er kann, dem Stil nach, aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stammen. Die Adler, die sein Gesimse krönen, erinnern noch an den Charakter der Barockzeit. Sonst weist der Ofen mit seinen geraden Linien, seiner vornehmen Einfachheit und den aus der alten Kunst entnommenen Verzierungsmotiven in die Empirezeit. Doch verkörpert er nicht den reinen Empirestil, sondern den speziell preußischen, der sich an den Zopfstil anschließt und der sich von dem reinen Empirestil durch große Schlichtheit und Nüchtern­heit unterscheidet. Das Wort Zopfstil verrät schon, wie spätere Generationen über die Erzeugnisse dieser Zeit dachten: ein wenig spöttisch, ein wenig überlegen. Wir aber, die wir heute wissen, was wir dem nüchternen, einfachen, preußischen Geiste zu danken haben, wir lieben auch die alten Stücke, die aus jener Zeit noch stammen. Wir fühlen, daß der Zopfstil deutsche Art verkörpert. Entstand er doch als Gegenwirkung gegen das Rococo,^) das rein französischen Geist in unser Land trug. Wir lieben das schlichte Ge­präge der Möbel, die sich harmonisch dem einfachen Bürger­haus jener Tage anpaßten. Das Gepräge dieser Zeit trägt

0 Empirezeit Zeit Napoleon l.

2 ) Rococo ^ Zeit Ludwig XIV. u. XV. von Frankreich.

Abbildung des Ofens und der Hausurne mit gütiger Genehmigung des Herrn Provinzial- kouservators Prof. Dr. Goecke den Kunstdenkmälern der Prov. Brandenbnrg, Teil Ostprignitz, entnommen.

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