Heft 
(1932 - 1933) 1
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zeigt uns Abb. 3 auf der oberen Scheibe vier geschnitzte Vögel und vier Bäumchen. Sie bedeuten diesonnenwendlichen Ge­leitvögel", die uns wieder an die beiden Jahreshälften und den ganzen Mythos um diese Tage herum erinnern. Das Vogel- Symbol ist seit altersher an den verschiedensten Geräten, die kulturell wertvoll sind, anzutreffen. DenLebensbaum" findet man gleichfalls als symbolisches Lebenszeichen über die weiten Gebiete verbreitet, die einst Arier besiedelt haben. Der Grundriß der Scheibe bietet folgendes Bild (vgl. Abb. 7 n), die urnordische Jahreseinteilung nach dem Gesichtskreis (Abb. 7o).

Abb. 4 (Museum Heiligengrabe) zeigt uns eine andere Spitze der Wockenaufsätze: Die kerbschnittverzierte Sonuenscheibe mit demaus der sechsfachen Jahreseinteilung abgeleiteten sinn­bildlichen Zeichen des Sechssterns" (Hermann Wirth: Die Heilige Urschrift der Menschheit, symbolgeschichtliche Untersuchungen dies- und jenseits des Nordatlantik).

Mit dem Spinnrockenaufsätzen und ihren Verzierungen und Zeichen sind wir mitten in eine urgermanisch-bäuerliche Kult­symbolik eingeführt worden. Untersuchen wir nun weitere Geräte für die Flachsverarbeitung, so treffen wir auch da immer wieder auf symbolhafte Zeichen, die die letzten Reste früher welt- anschaulich-heiliger Begriffe darstellen. Das Museum Heiligen­grabe besitzt Ellen, datiert aus den Jahren 1792 und 1819. Sie sind mit Namen und Sprüchen, Blumen- und bandartigen Gewinden beschnitzt. Dazwischen befinden sich Ornamente, die wieder hindeuten auf das alte Jahressymbol, auf die Mitt­winterrunen und auf die Verbindung zwischen Himmel und Erde durch den Heilbringer. Die Jahreshälfte mit dem heraus­sprossenden Welten- und Lebensbaum, der Weltesche, bringt uns der Gedankenwelt der Edda, des letzten schriftlichen Denkmals verklingenden urnordischen Glaubens, sehr nahe.

Ein Mangelbrett des Heiligengraber Museums zeigt uns (Abb. 5) in einer kerbgeschnitzten Zusammenstellung von Zeichen noch nach Jahrhunderten in glänzendster Weise die Stetigkeit der Ueberlieserung und den im Unterbewußtsein schlummernden, nordisch-germanischen Geist in der bäuerlichen Kunst unserer Heimat: Aus dem Weltenmeer wird die Sonne mit dem sechs­fachen Jahresstern durch zwei stilisierte Hände emporgehoben. Zwei Halbkreise über der Sonnenscheibe deuten auf die Rune bergan" hin, die das Sinnbild der Fruchtbarkeit ist und auch im letzten, sinkenden Jahresabschnitt ihre Stellung hat. Im Weltenmeer vollendet sich zuletzt der Jahreslauf der Sonne. Die bergan-, bezw. bar-Rune ist der sinnfällige Ausdruck für den heiligen Mythos, der sich seit undenklichen Zeiten um die