Heft 
(2022) 29
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Litzbarski, Borchert& Watzke: 30 Jahre Förderverein Großtrappenschutz e. V.

personelle Absicherung des Bestandsmonitorings und der Brutplatzkontrollen zur Abstimmung der Schutzmaßnahmen mit den Landwirten.

In Zusammenarbeit mit der UNB Jerichower Land verstärkte der Förderverein nach der Inbe­triebnahme des Windparks Zitz seine Aktivitäten im westlichen Bereich des Großtrappeneinstandsgebie­tes Fiener Bruch/ Karower Platte deutlich( LITZBARSKI et al. 2011, 2012).

Aus den Monitoringdaten ist ersichtlich, dass nach dem Bau des Windparks Zitz die Groẞtrappen etwa 60% des östlichen Bereichs ihres Lebensrau­mes nur noch sehr selten aufsuchen. Das Gebiet ist für die Fortpflanzungsgemeinschaft in seinem jetzi­gen Zustand faktisch verloren.

Aus diesem Grund darf es für den Windpark Zitz nach Ende der 25- jährigen Betriebsgenehmigung kein Repowering geben! Außerdem sind im Brandenburger Bereich des Fiener Bruchs die lebensraumverbessern­den Maßnahmen entsprechend dem Managementplan für das 2005 eingerichtete EU - SPA zügig umzusetzen.

Seit dem Jahr 2011 gelang es dem Förderver­ein, die erforderlichen Schutz- und Bestandsstüt­zungsmaßnahmen im sachsen- anhaltischen Teil des Fiener Bruchs in einer vorher nicht erreichten Kontinuität umzusetzen( BORCHERT& WATZKE 2017). Zwischenzeitlich durch ausbleibende Fördermittel entstandene Finanzierungslücken konnten durch Spendengelder sowie durch die Unterstützung des Landkreises Jerichower Land und der Vogelschutz­warte Sachsen- Anhalt geschlossen werden. Die Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Land­wirtschaftsbetrieben und den zuständigen Behör­den verbesserte sich zunehmend. Die ehemalige Umweltministerin Sachsen- Anhalts Prof. Claudia Dalbert ( Bündnis 90/ Die Grünen ) und der aktuelle Amtsinhaber Prof. Armin Willingmann übernah­men Trappenpatenschaften und bekundeten so ihre Unterstützung unseres Schutzprojektes. Der Erfolg unserer Arbeit zeigt sich im kontinuierlichen An­stieg des Großtrappenbestandes im Fiener Bruch auf deutlich über 100 Tiere.

2.5 Ohne Prädationsmanagement kein erfolgreicher Großtrappenschutz

Zu Beginn der 1990er Jahre nahmen die Gelege- und Jungvogelverluste bei den Großtrappen, Kiebitzen,

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Großen Brachvögeln und anderen Bodenbrütern stark zu. Die ersten messbaren Erfolge der 1988 angelaufenen Extensivierungsmaßnahmen wurden durch den rasant anwachsenden Fuchsbestand na­hezu zunichte gemacht. Die Ursachen dafür waren der deutliche Rückgang der Fuchsbejagung im Zu­sammenhang mit der Neuordnung des Jagdwesens nach der Wiedervereinigung( u. a. Einführung des westdeutschen Reviersystems und Jagdrechts, kei­ne Prämienzahlung für erlegte Füchse) und die Im­munisierung gegen Tollwut . Später etablierten sich zusätzlich die gebietsfremden Beutegreifer Wasch­bär und Marderhund. Der Förderverein stellte die relevanten Daten aus der Region Havelland- Flä­ming zusammen und kam zur Überzeugung, dass eine Förderung der Biodiversität im Agrarraum nicht nur eine naturschutzorientierte Landnutzung erfordert, sondern auch ein Prädationsmanage­ment( LITZBARSKI 1998).

Dieses besteht in unserem Fall nicht nur, wie vielfach angenommen, einzig aus der Prädatorenbe­jagung, sondern ist vielmehr eine Kombination aus Habitatmanagement, dem Ausschluss( exclosure) von Prädatoren durch Zäune, Ablenkfütterungen und Bejagung.

Die durch die Umzäunungen geschaffenen, vor Raubsäugern sicheren Brutflächen sind derzeit un­sere effektivste Managementmaßnahme, um den natürlichen Groẞtrappennachwuchs zu fördern. Darüber hinaus nutzen auch Rebhühner, Wiesen­weihen und viele andere Bodenbrüter die Bereiche innerhalb der Schutzzäune zur Brut. Mittlerweile wurden in den drei Brutgebieten sowie im Wieder­ansiedlungsgebiet Zerbster Land( siehe 2.8) insge­samt sieben Schutzzäune mit einer Größe von 12 bis 30 ha errichtet. Trotzdem kann es nicht unser Ziel sein, Naturschutz zukünftig nur noch hinter Zäunen zu betreiben. Auch außerhalb der Schutzzäune muss für Bodenbrüter eine erfolgreiche Reproduktion möglich sein.

Bereits in den 1990er Jahren stärkten deshalb auch die Untersuchungsergebnisse zur massiven Förderung der Fuchsbestände durch die Immunisierung gegen die Tollwut, die jetzt als natürlicher Bestandsregulator bedeutungslos wurde( GORETZKI 1998, GORETZKI et al. 1997), unsere Bemühungen zur weiteren Zusammen­arbeit mit der Jägerschaft. Ab Herbst 1992 zahlte der Förderverein im Großtrappenlebensraum Havellän­