Otis 29(2022): 127 –130 Winterbeobachtung einer Klappergrasmücke Sylvia curruca in Senftenberg Toralf Nowatzki, Steve Klasan& Hartmut Haupt Nowatzki, T., S. Klasan& H. Haupt(2022): Winterbeobachtung einer Klappergrasmücke Syl­via curruca in Senftenberg. Otis 29: 127–130. Vom 30. Januar bis zum 04. Februar 2021 konnte an einer Vogelfütterung in einem Kleingarten im Stadtgebiet von Senftenberg eine Klappergrasmücke beobachtet werden. Sie befand sich trotz win­terlicher Witterung mit Neuschnee und Nachttemperaturen bis zu-10 Grad Celsius in einer guten körperlichen Verfassung. Es ist der erste Winternachweis einer Klappergrasmücke in Branden­burg und Berlin. Nach der DNA-Analyse einer Federprobe handelte es sich um einen Artvertreter der mitteleuropäischen Unterart. Das ist besonders bemerkenswert, denn alle anderen zuvor im Winter in Mitteleuropa genetisch untersuchten Klappergrasmücken gehörten zu einer östlichen Unterart. Nowatzki, T., S. Klasan& H. Haupt(2022): Winter observation of a Lesser Whitethroat Sylvia curruca in Senftenberg. Otis 29:: 127–130. From 30 January to 4 February 2021, a Lesser Whitethroat was observed at a bird feeder in an allotment garden in the Senftenberg urban area. Despite wintry weather, with fresh snow and night-time temperatures as low as-10° C, the bird was in good physical condition. It is the first winter record of a Lesser Whitethroat in Brandenburg and Berlin. According to the DNA analysis of a feather sample, it was a representative of the Central European subspecies. This is particularly remarkable because all Lesser Whitethroats previously genetically examined in Central Europe in winter were of an eastern subspecies. Toralf Nowatzki, Bahnhofstraße 27, 01968 Senftenberg, E-Mail: toralf.n@freenet.de Steve Klasan, Holzmarktstraße 4, 14467 Potsdam, E-Mail: st_klasan@web.de Hartmut Haupt, Hannemannei 8, 15848 Beeskow, E-Mail: hartmuthaupt@gmx.de 1 Einleitung Die Klappergrasmücke ist in Brandenburg wie im gesamten Deutschland ein„Sommervogel“, dessen Aufenthaltszeit daher in das Sommerhalbjahr von April bis September fällt. Nur wenige Vögel wei­chen von diesem Muster ab. Sehr zeitige Individuen erscheinen schon im März. Im Herbst verlängern einzelne Klappergrasmücken ihren Aufenthalt bis in den Oktober und ausnahmsweise bis November. Das Winterhalbjahr verbringt die Klappergrasmü­cke überwiegend in Nordostafrika. Ungewöhnlicher­weise hielt sich im Winter 2021 ein Artvertreter für einige Tage an einer Vogelfütterung in der Lausitz auf. Über diesen Aufenthalt soll nachfolgend anhand kurzer Tagesprotokolle berichtet werden. 2 Zeitliche Abfolge der Beobachtungen Am Samstag, dem 30.01.2021, suchte Toralf No­watzki am Vormittag eine Vogelfütterung in einer Kleingartenanlage in Senftenberg auf. Dort wollte er kontrollieren, ob am Tag zuvor in der Nähe einer bereits seit längerem bestehenden Fütterung(aus­schließlich ungeschälte Sonnenblumenkerne) zu­sätzlich angebrachte selbst angefertigte Futterknödel (aus Kokosfett, Haferflocken und geschälten und ungeschälten Sonnenblumenkernen) angenommen werden. Neben den an der Fütterung üblicherweise anwesenden Haussperlingen, Feldsperlingen, Kohl­meisen und Blaumeisen werden gelegentlich auch Erlenzeisige, Grünfinken, andere Meisenarten und auf dem Boden Amseln, Rotkehlchen und Ringeltau­ben beobachtet. An diesem Vormittag wurde jedoch gegen 10:30 Uhr ein sonst im Winter nicht anwe­sender Vogel entdeckt – eine Klappergrasmücke. Sie war der einzige Vogel, der an den selbst gefertigten Knödeln fraß.Diese waren an einem Pflaumenbaum befestigt, der sich direkt neben einer den Garten be­grenzenden Hecke befindet. Die Temperatur lag zum Beobachtungszeitpunkt knapp unter dem Gefrier­punkt. In der Nacht zuvor sank die Temperatur auf 6° C ab und es wurde ca. 5 cm Neuschnee gemessen.