Heft 
(2022) 29
Seite
129
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Nowatzki, Klasan& Haupt: Winterbeobachtung einer Klappergrasmücke in Senftenberg 129 3 Unterartbestimmung Die meisten Klappergrasmücken,die ausnahmsweise im Spätherbst und Winter in Mitteleuropa auftreten, gehören der Unterart S. c. blythi an. Diese brütet im nördlichen Teil der östlichen Paläarktis, im östlich von Irtysh und Ob gelegenen Taigagürtel des nördli­chen Kasachstans, in der nördlichen Mongolei und in Nordwestchina und überwintert regulär in Pakistan, Indien und im westlichen Teil Südostasiens( S hirihai & Svensson 2018). Allgemein ähnelt S. c. blythi stark der Nominatform, ist oberseits etwas blasser gefärbt und hat eine geringere Handschwingenprojektion so­wie etwas kürzere Flügel. In der Hand lässt sich am leicht zusammengelegten Flügel ein Vergleich der Länge der zweiten Handschwinge, von außen gezählt, mit den weiteren Handschwingen als erstes Indiz heranziehen. Bei östlichen Klappergrasmücken fällt diese etwas kürzer aus und ist etwa gleich lang wie die siebente oder achte Handschwinge. Beim Senf­tenberger Vogel war die zweite Handschwinge ebenso lang wie die sechste Handschwinge. Weiterhin gibt die Weißverteilung in den äußeren Schwanzfedern ei­nen guten Hinweis auf eine östliche Herkunft,denn je mehr Weiß sich auf den äußeren Steuerfedern findet, umso wahrscheinlicher handelt es sich um eine östli­che Unterart. Dieses Merkmal ist aber nur für Jung­vögel mit unvermauserten Schwanzfedern gültig. Da der Senftenberger Vogel allerdings zum Zeitpunkt des Fanges mindestens im dritten Kalenderjahr war, entfällt dieses Merkmal. Die genannten Merk­male unterliegen einer gewissen Überlappung und eine eindeutige Bestimmung ist bisher nur mit Hilfe einer DNA-Analyse möglich. Die hierfür nötige Un­tersuchung wurde freundlicherweise von P. de Knijff durchgeführt und die Ergebnisse mit bekannten Se­quenzen aus der Gendatenbank abgeglichen.Aktuelle genetische Studien zeigen, dass S. c. curruca und S. c. blythi sich genetisch stark unterscheiden und nicht sonderlich nah miteinander verwandt sind( O lsson et al. 2013). Die Analyse ergab, dass die Senftenberger Klappergrasmücke eindeutig in die curruca -Klade fällt und es sich demnach um einen Artvertreter der Nominatform handelt. 4 Diskussion Die Aufenthaltsperiode der Klappergrasmücke in Brandenburg und Berlin erstreckt sich üblicherwei­se von Anfang/Mitte April bis Mitte/Ende September. Nur wenige Vögel konnten außerhalb dieser Zeit­spanne nachgewiesen werden. Aus dem März lagen bis zum Jahr 2000 vier Daten vor(ABBO 2001). Bis zum Jahr 2019 gelangen lediglich drei weitere Fest­Abb. 2:(6091) Klappergrasmücke an der Winterfütterung. Lesser Whitethroat at a winter feeder. Foto: S. Klasan.